Ursachen von Depressionen

Ein Zusammenspiel vieler Faktoren

Die Ursachen für Depressionen sind vielschichtig und lassen sich selten auf einen einzelnen Auslöser zurückführen – vielmehr handelt es sich um das Zusammenspiel verschiedener biologischer, psychischer und sozialer Faktoren. Biologische Aspekte wie genetische Veranlagung oder Veränderungen im Hirnstoffwechsel können ebenso eine Rolle spielen wie persönliche Lebenserfahrungen, chronischer Stress, traumatische Erlebnisse oder soziale Belastungen wie Isolation oder familiäre Konflikte.

Einflussfaktoren sind vielfältig

So unterschiedlich die Symptome und der Verlauf einer Depression sein können, so verschieden sind auch die Ursachen und Auslöser der Erkrankung. Die eigene Biografie spielt bei der Frage nach der Ursache immer eine wichtige Rolle. So sind traumatische Erlebnisse in der Kindheit und chronischer Stress mögliche Ursachen für eine Depression. Oft kann der Beginn einer depressiven Episode aber auch mit konkreten Auslösern, zum Beispiel einer sehr belastenden Lebensphase oder dem Verlust einer nahestehenden Person in Zusammenhang gebracht werden.

Auch die genetische Veranlagung kann die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens an einer Depression zur erkranken, erhöhen. Treten sie übermäßig häufig im familiären Kontext auf, kann dies ein Anzeichen für eine erbliche Veranlagung sein, die zwar nicht zwingend zu einer depressiven Störung führen muss, aber im Zusammenhang mit außergewöhnlichen Belastungen das Risiko, an einer Depression zu erkranken deutlich erhöhen.

Frühkindliche Belastungen

Die Kindheit und die individuelle Lebensgeschichte spielen eine zentrale Rolle in der Entstehung von Depressionen. Besonders prägend sind dabei frühe Erfahrungen im familiären Umfeld, die langfristig das Selbstbild, den Umgang mit Emotionen und die persönliche Widerstandsfähigkeit beeinflussen können. Kinder, die emotionale Vernachlässigung, fehlende Zuwendung oder instabile Bindungen zu ihren Bezugspersonen erleben, entwickeln häufig ein geringes Selbstwertgefühl und eine grundlegende Unsicherheit im Umgang mit sich selbst und anderen. Solche Erfahrungen können sich tief in die psychische Struktur einprägen und zu einer erhöhten seelischen Verletzlichkeit (Vulnerabilität) führen, die im späteren Leben das Risiko für depressive Erkrankungen deutlich erhöht.

Auch traumatische Erlebnisse wie Missbrauch, Gewalt oder dauerhafter Stress – etwa durch familiäre Konflikte, Armut oder psychisch erkrankte Eltern – haben nachweislich tiefgreifende Auswirkungen auf die emotionale Entwicklung. Sie können das biologische Stresssystem dauerhaft verändern, was dazu führt, dass Betroffene später besonders empfindlich auf belastende Lebensereignisse reagieren. Hinzu kommt, dass Kinder in belastenden familiären Strukturen oft negative innere Glaubenssätze entwickeln, wie zum Beispiel: „Ich bin nicht gut genug“ oder „Ich bin schuld“. Diese tief verankerten Überzeugungen prägen das Denken bis ins Erwachsenenalter und begünstigen die typischen Denkmuster einer Depression.

In Familien, in denen psychische Probleme tabuisiert werden oder ein unangemessener Umgang mit Gefühlen vorgelebt wird, fehlen oft die nötigen Strategien zur emotionalen Selbstregulation. Wenn Kinder in solchen Umgebungen aufwachsen, entwickeln sie seltener gesunde Wege, um mit Stress, Ablehnung oder Misserfolg umzugehen – was das Risiko für psychische Erkrankungen zusätzlich erhöht. Auch eine familiäre Vorbelastung durch depressive Eltern kann sich negativ auswirken: Zum einen durch genetische Faktoren, zum anderen durch das erlernte Verhalten im Umgang mit Emotionen und Problemen.

Insgesamt zeigen zahlreiche Studien, dass frühe und biografische Erfahrungen entscheidend mitbestimmen, wie anfällig ein Mensch für Depressionen ist – und wie gut er in der Lage ist, Belastungen im späteren Leben zu bewältigen.

 

Stoffwechsel- und Funktionsstörung

Neben belastenden Lebensereignissen und der genetischen Veranlagung können auch Stoffwechsel- und Funktionsstörungen im Gehirn ursächlich für die Entstehung einer Depression sein. Dopamin spielt beispielsweise eine wichtige Rolle bei Depressionen. Als Neurotransmitter steht Dopamin stark mit Freude, Motivation und Belohnung in Verbindung. Oft auch als  „Glückshormon“ bezeichnet, hilft es bei Aktivitäten, die uns gefallen oder die als lohnenswert empfunden werden positive Gefühle zu erzeugen. Dopamin spielt also eine Schlüsselrolle bei der Regulation von Freude und Motivation. Ein Ungleichgewicht in der Dopaminproduktion oder der -verarbeitung kann dazu führen, dass die Menschen sich emotional leer und uninteressiert fühlen, was ein typisches Symptom bei Depression ist. Das bedeutet, dass alltägliche Aktivitäten weniger belohnend wirken und die Betroffenen oft das Gefühl haben, keine Freude mehr empfinden zu können – selbst bei Dingen, die früher Spaß gemacht haben. Auch andere auch andere Neurotransmitter wie Serotonin und Noradrenalin spielen eine Rolle bei der Entstehung und dem Verlauf von Depressionen.

Stoffwechselstörungen, die mit der Entstehung von Depressionen in Verbindung stehen können:

  • Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
  • Diabetes mellitus
  • Vitamin-D-Mangel
  • Cortisolungleichgewicht (z. B. bei Cushing-Syndrom oder Nebenniereninsuffizienz)
  • Lebererkrankungen (z. B. Leberzirrhose)
  • Adipositas und Stoffwechselerkrankungen
  • PMS (Prämenstruelles Syndrom) und PMDD (Prämenstruelle Dysphorische Störung)

Vulnerabilität

Menschen mit einer erhöhten Anfälligkeit für Depressionen – auch als Vulnerabilität bezeichnet – reagieren empfindlicher auf seelische, körperliche oder biografische Belastungen als psychisch gesunde Personen. Diese besondere Empfindsamkeit entsteht durch eine Kombination verschiedener Faktoren und trägt wesentlich sowohl zum Ausbruch als auch zur Aufrechterhaltung einer Depression bei. Häufig werden depressive Episoden durch belastende Lebensereignisse oder anhaltende Überforderung ausgelöst. Risikopersonen reagieren auf solche Situationen oft deutlich sensibler als andere. 

Ein entscheidender Einflussfaktor ist dabei frühkindlicher Stress – also negative Erfahrungen wie emotionale Vernachlässigung, Missbrauch, instabile Bindungen oder dauerhafte Überforderung in der Kindheit. Solche Erlebnisse können das Stressverarbeitungssystem im Gehirn nachhaltig beeinflussen. Besonders betroffen ist dabei die sogenannte Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA-Achse), die für die Regulation von Stresshormonen wie Cortisol verantwortlich ist. Wenn diese Achse dauerhaft überaktiviert ist – wie es bei chronischem Stress in der Kindheit oft passiert –, reagiert der Körper später im Leben empfindlicher auf Belastungen.

Dazu kommt: Frühkindliche Erfahrungen prägen auch das Selbstwertgefühl, das Vertrauen in andere Menschen und die Fähigkeit, mit schwierigen Situationen umzugehen (Resilienz). Wer in der Kindheit wenig Sicherheit und emotionale Unterstützung erlebt hat, hat es oft schwerer, mit Krisen umzugehen – und ist dadurch anfälliger für psychische Erkrankungen wie Depressionen.

Vulnerabilitäts-Stress-Modell

▶ Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell (auch Diathese-Stress-Modell genannt) beschreibt, wie psychische Erkrankungen – etwa Depressionen – durch das Zusammenspiel von vorgegebener Verletzlichkeit (Vulnerabilität) und äußeren Belastungen (Stressoren) entstehen. Stressoren können ein Jobverlust, eineTrennung, Krankheit oder andere kritische Lebensereignisse sein.

Prinzip des Vulnerabilitäts-Stress-Modell

  • Je höher die Vulnerabilität, desto weniger Stress ist nötig, um eine psychische Erkrankung auszulösen.

  • Menschen mit niedriger Vulnerabilität können auch starke Belastungen oft ohne die Entwicklung einer psychischen Erkrankung bewältigen.

Genetik und Vererbung

Menschen mit einer familiären Vorbelastung – also wenn nahe Verwandte wie Eltern oder Geschwister an Depressionen erkrankt sind – haben ein deutlich erhöhtes Risiko, selbst daran zu erkranken. Leiden Verwandte ersten Grades unter Depressionen, so liegt das Risiko selbst an einer Depression zu erkranken nach aktuellem wissenschaftlichen Stand bei etwa 15 %. So haben Kinder depressiver Eltern nicht nur ein erhöhtes genetisches Erkrankungsrisiko, sondern wachsen oft auch unter schwierigen Bedingungen auf, die sich zum Beispiel aus einem passiven, vernachlässigenden und abweisenden Interaktionsstil depressiver Eltern ergeben.

Ein internationales Forschungsprojekt identifizierte bisher insgesamt 700 Variationen im genetischen Code von Personen, die mit der Entwicklung von Depressionen in Verbindung gebracht werden. Jede einzelne genetische Variante hat einen sehr geringen Einfluss auf das Gesamtrisiko an einer Depression zu erkranken. Wenn eine Person mehrere Varianten hat, können sich diese kleinen Auswirkungen summieren und das Risiko erhöhen.¹ Schätzungsweise sind bis zu 40 % des Erkrankungsrisikos genetisch bedingt. Das heißt aber auch: Die Gene sind nicht allein verantwortlich – sie sind nur ein Faktor von vielen, die im Zusammenspiel die Ursachen für Depressionen bilden.

 

Theoretische Modelle zu Ursachen von Depressionen

In der Psychologie gibt es verschiedenetheoretische Modelle, die erklären, wie und warum Depressionen entstehen. Jedes Modell legt den Fokus auf bestimmte Ursachen und Mechanismen – biologisch, psychisch oder sozial.

 

Biologisches Modell

Grundannahme: Depressionen haben eine körperliche bzw. neurobiologische Ursache.

Erklärungen: Ungleichgewicht im Neurotransmitterhaushalt, Genetische Veranlagung, Hormonelle Dysregulation, z. B. bei der Stressverarbeitung (HPA-Achse) 

 

Psychodynamisches Modell (Freud, Abraham, u. a.)

Grundannahme: Depressionen entstehen durch unbewusste Konflikte und frühkindliche Beziehungserfahrungen.

Erklärungen:Verlust oder enttäuschte Erwartungen führen zu Selbstvorwürfen, Schuldgefühlen und Selbsthass. Das „Ich“ wendet die Aggression gegen das eigene Selbst (z. B. nach einem realen oder symbolischen Verlust)

 

Kognitives Modell (Aaron T. Beck)

Grundannahme: Depressionen entstehen durch dysfunktionale Gedankenmuster.

Beispiele: Negative Sicht auf sich selbst, die Umwelt und die Zukunft (Kognitive Triade)

 

Lerntheoretisches Modell (z. B. Lewinsohn, Seligman)

Grundannahme: Depression ist eine erlernte Reaktion auf negative Erfahrungen.

Modelle:

  • Verlust positiver Verstärker (Lewinsohn): Es gibt zu wenig Freude oder Belohnung im Alltag
  • Erlernte Hilflosigkeit (Seligman): Wenn man wiederholt erlebt, dass man Situationen nicht kontrollieren kann, gibt man auf – typische depressive Symptome folgen

 

Systemisches/Soziales Modell

Grundannahme: Depression entwickelt sich im Kontext sozialer Beziehungen.

Aspekte: Belastende oder konfliktbeladene Beziehungen, mangelnde soziale Unterstützung, Familiendynamiken oder gesellschaftlicher Druck

 

Integrative Modelle (z. B. Vulnerabilitäts-Stress-Modell)

Kombination verschiedener Ansätze: Genetische/biologische Anfälligkeit + belastende Umweltfaktoren = erhöhtes Depressionsrisiko

Moderne Modelle versuchen, die verschiedenen Perspektiven zu vereinen, da Depressionen selten monokausal entstehen

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