Verlauf und Diagnostik von Depressionen

Die Krankheit der 1000 Gesichter

Depressionen sind keine rein psychischen Erkrankungen – sie können sich auf den ganzen Körper auswirken. Körperliche Symptome bei Depressionen sind dabei keine Nebensache, sondern ein zentraler Bestandteil der Erkrankung. Depressionen äußern sich in einer breiten Palette von Symptomen. Oft werden die körperlichen Beschwerden wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen oder Erschöpfung als weniger ernst wahrgenommen, obwohl sie einen wesentlichen Teil der Erkrankung darstellen. Dabei zeigen sich bei Männern und Frauen unterschiedliche Ausprägungen: Frauen sind häufig stärker von emotionalen Symptomen betroffen, während bei Männern Depressionen oft eher durch körperliche Beschwerden, Reizbarkeit oder Rückzug aus dem sozialen Leben zum Vorschein kommen.

Was ist eine Depression?

Depressionen zählen heute zu den häufigsten psychischen Erkrankungen weltweit. Besonders bei Erwachsenen stellen sie ein ernstzunehmendes gesundheitliches Problem dar, das oft unterschätzt wird. Trotz wachsender gesellschaftlicher Sensibilität für psychische Gesundheit, leiden viele Betroffene im Stillen – aus Angst vor Stigmatisierung, Scham oder schlicht, weil sie ihre Symptome nicht als solche erkennen. Dabei sind Depressionen mehr als nur „schlechte Laune“ oder eine vorübergehende Traurigkeit. Sie sind eine ernsthafte Erkrankung, die das Denken, Fühlen und Handeln beeinträchtigt und das gesamte Leben auf den Kopf stellen kann. Antriebslosigkeit, Erschöpfung, Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten sowie ein Gefühl von innerer Leere oder Hoffnungslosigkeit sind die prägnantesten Symptome einer Depression.

Es gibt viele Menschen, bei denen die Symptome einer Depression nicht sofort erkennbar sind, was die Krankheit besonders tückisch macht. Oft bleibt die Depression im Verborgenen, da die Betroffenen ihre inneren Kämpfe gut verbergen oder ihre Symptome auf andere Weise maskieren. Betroffene können nach außen hin funktional und leistungsfähig erscheinen, obwohl sie innerlich kämpfen. Sie gehen zur Arbeit, erfüllen ihre sozialen Verpflichtungen oder nehmen an Freizeitaktivitäten teil - innerlich kann es ihnen allerdings sehr schlecht gehen. Sie verbergen ihre wahren Gefühle aus Scham, Angst vor Stigmatisierung oder einfach, weil sie hoffen, die Krise selbst zu überwinden.

Auch die körperlichen Symptome einer Depression – wie Schlafstörungen, Appetitverlust oder chronische Müdigkeit – können oft nicht direkt erkannt werden, besonders wenn sie sich in Form von Schmerzen oder Kopfschmerzen äußern. Da Depressionen nicht immer in der klassischen Form von tiefer Traurigkeit oder weinerlichem Verhalten erscheinen, fällt es vielen schwer zu erkennen, dass eine Person leidet.

Diagnose Depression – mehr Betroffene als man denkt

▶ Depressionen zählen weltweit zu den am meisten verbreiteten Ursachen für vielfältige gesundheitliche Beeinträchtigungen. Das Bundesministerium für Gesundheit schätzt, dass 16 bis 20% der Menschen mindestens einmal in ihrem Leben von einer depressiven Erkrankung betroffen sind, wobei Frauen etwa doppelt so häufig die Diagnose Depression erhalten wie Männer.¹

Laut der Bundespsychotherapeutenkammer erhielt 2017 jeder sechste gesetzlich Krankenversicherte mindestens eine Diagnose mit einer depressiven Erkrankung. Das zeigen die Ergebnisse einer Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung.

Erste Anzeichen oft versteckt

Eine Depression entwickelt sich über einen längeren Zeitraum. Unbewusst schleichen sich immer mehr negative Gedanken und Ängste in die Gefühls- und Gedankenwelt der Betroffenen ein. Die ersten Anzeichen einer Depression können dabei sehr subtil sein. Eine leichte Antriebslosigkeit und „schlechte Laune“ werden gerade in der Anfangsphase eher als vorübergehende Stimmungsschwankungen oder als Stress wahrgenommen. 

Doch je länger diese Phase andauert und weiter als Stimmungstief fehlgedeutet wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass weitere Symptome einer Depression – auch auf körperlicher Ebene – hinzukommen. Oft sind es sogar erst Magen-Darm-Beschwerden, Rückenschmerzen oder Schlafstörungen, durch die Betroffene einen Arzttermin vereinbaren und auf eine Depression als mögliche psychische Ursache aufmerksam werden.

 

Depressionen erkennen: Unterschied zwischen Stimmungstief und Depression

Eine Depression unterscheidet sich von einem Stimmungstief vor allem durch die Intensität und Dauer der Symptome. Kommen zu den negativen Emotionen auch körperliche Beschwerden wie z. B. ständige Kopf- und Rückenschmerzen, Magendarmprobleme oder Schlaflosigkeit hinzu spricht das häufig für eine psychosomatische Komponente einer depressiven Episode. Welche körperlichen und psychischen Beschwerden auftreten und wie belastend diese Symptome von Betroffenen empfunden werden, kann dabei sehr unterschiedlich sein. Nicht umsonst wird die Depression auch als „Krankheit der 1000 Gesichter“ bezeichnet, denn es gibt verschiedene Formen von Depressionen. Einige Menschen erleben nur eine leichte Form der Depression, bei der die Symptome nicht so stark ausgeprägt sind und oft als „schlechte Tage“ wahrgenommen werden. In schwereren Fällen hingegen führt die Krankheit zu einer tiefen emotionalen Lähmung und beeinträchtigt das tägliche Leben erheblich.

Vor allem aber sind es negativ eingefärbte Gedanken und Gefühle, die sich meistens auf alle Lebensbereiche beziehen, den Alltag erschweren und das Leben nicht mehr lebenswert erscheinen lassen. Arbeit, Haushalt und sogar eigentlich angenehme Freizeitbeschäftigungen wie Verabredungen mit Freunden oder der Familie sind, je nach Schweregrad der Depression, mit großer Anstrengung und Überwindung verbunden. Dieser Zustand kann über Monate bestehen, phasenweise wieder abklingen oder sich auch zu einer chronischen Depression entwickeln.

 

Depressionen in der Diagnostik

Grundsätzlich wird zwischen leichter, mittelgradiger und schwerer Depression unterschieden. Um eine Depression zu diagnostizieren und von einem Stimmungstief abzugrenzen, müssen über einen Zeitraum von 14 Tagen mindestens 2 Hauptsymptome und ebenfalls 2 Nebensymptome vorliegen. Neben den psychischen Symptomen einer Depression spielen auch die körperlichen Symptome der Depression eine große Rolle. Diese Einteilung erfolgt in der Regel anhand der Kriterien des internationalen Klassifikationssystems ICD-10 bzw. ICD-11 und des DSM-5 (Diagnostikmanual der American Psychiatric Association).

Haupt- und Nebensymptome der Depression
HauptsymptomeNebensymptome
Verstimmung und Verminderung des AntriebsKonzentrationsstörungen
Verminderte Konzentration und AufmerksamkeitVermindertes Selbstwertgefühl
Vermindertes Selbstwertgefühl und SelbstvertrauenSchuldgefühle
Pessimistische Zukunftsgedanken
Schlafstörungen
Veränderter Appetit
Suizidgedanken

Ein ebenfalls wichtiger Bestandteil der Diagnostik ist das ausführliche Gespräch, in dem neben den aktuellen Beschwerden auch Vorerkrankungen, Lebensumstände, psychosoziale Belastungsfaktoren und familiäre Hintergründe erfragt werden, um den Ursachen der Depression auf den Grund gehen zu können. Ergänzend kommen verschiedene standardisierte Fragebögen und Testverfahren zum Einsatz, um das Ausmaß und die spezifische Ausprägung der Symptome zu erfassen. Häufig verwendet wird zum Beispiel die Hamilton-Depressionsskala (HAMD), ein klinisches Instrument zur Beurteilung der Schwere der Depression. Für die Selbstbeurteilung eignen sich Fragebögen wie das Beck-Depressions-Inventar (BDI) oder der Patient Health Questionnaire (PHQ-9), die Patienten dabei unterstützen, ihre Symptome systematisch zu erfassen.

In manchen Fällen erfolgt auch eine körperliche Untersuchung oder eine labormedizinische Abklärung, um organische Ursachen – wie eine Schilddrüsenunterfunktion – auszuschließen, die depressive Symptome hervorrufen können. Die Unterscheidung zwischen verschiedenen Depressionsformen – wie etwa der Major Depression, der Dysthymie  oder der saisonal abhängigen Depression – ist dabei entscheidend, um eine individuell angepasste Therapie einleiten zu können.

Die 5 Phasen der Depression

Depressionen entwickeln sich in der Regel über einen längeren Zeitraum und sind gerade zu Beginn oft nur von subtilen Anzeichen geprägt, die leicht übersehen werden können. Um den Verlauf einer Depression besser zu veranschaulichen, wurde daher das Fünf-Phasen-Modell der Depression entwickelt. Das Modell basiert auf dem Trauerphasen-Modell von Elisabeth Kübler-Ross für den Umgang mit Verlust und Tod, in dem sie die emotionalen Phasen beschreibt, die Menschen in schweren Lebenskrisen durchlaufen. Wissenschaftlich belegt sind die Fünf Phasen der Depression jedoch nicht, weshalb es wichtig zu betonen, dass es sich dabei nur um einen möglichen Krankheitsverlauf handelt. Eine Depression kann bei jedem Menschen unterschiedlich verlaufen und ist immer individuell. Daher folgt die Erkrankung nicht unbedingt den genannten 5 Phasen der Depression und es kann sein, dass der Verlauf variiert, wobei bestimmte Phasen zum Beispiel auch ganz fehlen können.

1. Phase: Negative Gedanken

2. Phase: Verändertes Appetitgefühl

3. Phase: Änderungen im Schlafverhalten

4. Phase: Selbstvorwürfe

5. Phase: Suizidgedanken bis hin zu Suizidverhalten

Verlauf von Depression

Der zeitliche Verlauf einer Depression ist komplex und hängt stark von der Lebenssituation und der Form der Depression ab. Dennoch lassen sich typische Zeiträume benennen, die zeigen, wie sich eine Depression oft über Wochen und Monate entwickelt. Betroffene einer Depression, die sich für eine Therapie der Depression entschieden haben, spüren in der Regel oft nach 4-8 Wochen eine erste Erleichterung.

Zeitlicher Verlauf einer Depression: von ersten Anzeichen bis zur Therapie

Beginn – schleichende Veränderungen (0–3 Monate)

  • Die Depression beginnt oft subtil und wird nicht gleich als solche erkannt.

  • Erste Symptome können sich über Wochen oder wenige Monate aufbauen: Schlafstörungen, innere Unruhe, sozialer Rückzug, körperliche Beschwerden (z. B. Magenprobleme, Verspannungen).

  • Viele Betroffene denken zunächst an Überlastung, Stress oder Erschöpfung – es wird verharmlost oder kompensiert (z. B. durch Mehrarbeit, Ablenkung).

Akute depressive Phase (3–6 Monate, oft länger)

  • Die Symptome nehmen zu: depressive Stimmung, Freudlosigkeit, Antriebslosigkeit, Grübeln, Schuldgefühle, manchmal auch Suizidgedanken.

  • Häufig vergehen mehrere Monate, bevor sich Betroffene Unterstützung suchen

  • Viele sprechen erst dann mit Ärzt:innen oder Therapeut:innen, wenn der Leidensdruck sehr hoch ist oder der Alltag massiv beeinträchtigt ist.

Beginn der Behandlung (nach 6 Monaten oder mehr)

  • Wenn Betroffene sich Hilfe suchen, haben sie die Depression oft schon seit einem halben Jahr oder länger mit sich getragen.

  • Die Wartezeiten auf einen Therapieplatz können zusätzlich mehrere Wochen bis Monate betragen – insbesondere in belasteten Gesundheitssystemen.

  • In der Zwischenzeit erfolgt häufig ein Gespräch mit der Hausärztin oder dem Hausarzt, erste Entlastung, evtl. medikamentöse Unterstützung.

Psychotherapie & erste Fortschritte (ab ca. 7. bis 9. Monat)

  • In der Regel spüren viele nach 4-8 Wochen Therapie erste Erleichterung 

  • Eine deutliche Besserung stellt sich meist im Laufe der ersten 3-6 Monaten ein.

  • Die Dauer der Behandlung hängt von der Schwere der Depression und den Begleitfaktoren ab.

Stabilisierung & Rückfallprophylaxe (nach ca. 12 Monaten)

  • In dieser Phase geht es darum, das Erarbeitete zu festigen, Stressbewältigung zu verbessern und auf Warnzeichen zu achten.

  • 1-2 Jahre psychotherapeutische Begleitung

  • Ziel ist ein möglichst rückfallfreier Verlauf, da Depressionen bei einigen Menschen wiederkehren können.

Häufige Fragen zu Depressionen

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