Trauma und Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) bei Kindern und Jugendlichen

Ursachen, Symptome und Behandlung

Traumatische Erfahrungen können vielfältig sein – Unfälle, Gewalt, Vernachlässigung oder der Verlust einer nahestehenden Person – ein belastendes Ereignis kann tiefe Spuren in der Seele eines Kindes hinterlassen. Manche Erlebnisse sind so überwältigend, dass sie das innere Gleichgewicht dauerhaft erschüttern. Nicht jedes Kind entwickelt daraus eine psychische Erkrankung, doch einige brauchen gezielte Unterstützung, um das Erlebte zu verarbeiten. Wenn Angst, Schlafstörungen oder starke emotionale Reaktionen anhalten, kann dies auf eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) hinweisen. 

Was ist ein Trauma?

Ein Trauma bezeichnet ein belastendes Ereignis oder eine Erfahrung, die ein Kind oder einen Jugendlichen tief erschüttert – emotional, körperlich oder psychisch. Solche Erlebnisse können sehr unterschiedlich sein: schwere Unfälle, Naturkatastrophen, körperliche oder sexuelle Gewalt, Krieg, der Verlust eines geliebten Menschen oder andere bedrohliche Situationen. Die Reaktion auf das Ereigniss ist dabei individuell. Nicht jedes Kind entwickelt nach einem Trauma eine psychische Erkrankung, doch für einige bleibt die Erfahrung so belastend, dass sie diese nicht ohne Unterstützung nachhaltig in die eigene Biographie eingeordnet werden kann.

 

Reaktion auf ein unmittelbares Trauma

Nach einem traumatischen Ereignis durchlaufen Körper und Geist eine natürliche Stressreaktion. In den ersten Minuten bis Stunden danach stehen oft Schock und Betäubung im Vordergrund. Die betroffene Person fühlt sich möglicherweise wie in einem Film oder nimmt das Geschehen als unwirklich wahr. Manche reagieren mit völliger Gefühllosigkeit, während andere von intensiven Emotionen wie Angst, Trauer, Wut oder Verzweiflung überwältigt werden. Auf körperlicher Ebene können Symptome wie Herzrasen, Zittern, Schwitzen, Übelkeit oder Atemnot auftreten. Gleichzeitig ist das Denken oft beeinträchtigt – Verwirrung, Konzentrationsprobleme oder sogar Erinnerungslücken sind typische Reaktionen.

In den folgenden Tagen und Wochen verarbeiten viele Menschen das Erlebte schrittweise. Anfänglich können Flashbacks, Albträume oder intrusive Gedanken auftreten, bei denen das Ereignis ungewollt wieder ins Bewusstsein dringt. Viele versuchen, solche Erinnerungen zu vermeiden, indem sie Orte, Menschen oder Aktivitäten meiden, die sie an das Trauma erinnern. Gefühle können dabei stark schwanken – manche erleben intensive Angst oder Reizbarkeit, während andere eine emotionale Taubheit spüren. Auch körperliche Anspannung ist häufig: Schlafstörungen, erhöhte Schreckhaftigkeit oder Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, gehören zu den normalen Anpassungsreaktionen.

Ein gesunder Verlauf zeigt sich darin, dass diese Symptome nach und nach abnehmen. In den meisten Fällen beginnt der Körper, sich innerhalb einiger Wochen zu regulieren. Das Nervensystem verarbeitet das Erlebte und die emotionale Intensität nimmt ab. Falls die Symptome des akuten Traumas jedoch länger als vier Wochen anhalten und nicht sichtbar abnehmen, sollte an eine Traumafolgestörung wie PTBS in Betracht gezogen werden.

 

PTBS bei Kindern und Jugendlichen

Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine mögliche Folge eines oder mehrerer traumatischer Erlebnisse. Sie tritt auf, wenn das kindliche Nervensystem das Erlebte nicht ausreichend verarbeiten kann und das Trauma weiterhin eine starke emotionale Belastung darstellt. Die Symptome können unmittelbar nach dem Ereignis auftreten, aber auch erst Monate oder sogar Jahre später sichtbar werden. Oft wird Betroffenen von traumatischen Erlebnissen auch erst im Erwachsenenalter bewusst, dass sie ein Trauma erlebt haben oder bemerken die Tragweite der kindlichen Erfahrungen erst im Nachhinein.

 

Häufige Anzeichen von PTBS bei Kindern und Jugendlichen

Nicht jedes Kind, das ein Kindheitstrauma erlebt, entwickelt eine PTBS. Manche verarbeiten das Erlebte auf Grund einer guten eigenen Resilienz und mit der Unterstützung ihrer Familie und ihres Umfelds gut. Andere jedoch benötigen gezielte therapeutische Hilfe, um die belastenden Erinnerungen in eine weniger schmerzhafte Form zu überführen. Um eine Traumafolgestörung bei Kindern und Jugendlichen frühzeitig zu erkennen, ist es wichtig, auf Verhaltensänderungen, emotionale Ausdrücke und physische Symptome zu achten.

Anzeichen für eine PTBS

Wiedererleben des Traumas – belastende Erinnerungen, Albträume oder das Gefühl, das Ereignis erneut durchleben zu müssen (Flashbacks).
Vermeidung – Kinder meiden Orte, Personen oder Gespräche, die sie an das Geschehene erinnern.
Negative Veränderungen im Denken und Fühlen – Anhaltende Traurigkeit, Schuld- oder Schamgefühle, ein geringes Selbstwertgefühl oder Schwierigkeiten, positive Emotionen zu empfinden.
Erhöhte Anspannung – Reizbarkeit, Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen oder eine verstärkte Schreckhaftigkeit.

Wiederholende Verhaltensweisen: Im „traumatischen Spiel" wiederholen Kinder das traumatische Ereignis. Oft fehlt das Bewusstsein für den Zusammenhang zwischen Spiel und Ereignis.

 

Genaue Diagnostik notwendig

Es gibt mehrere Gründe, warum Trauma bei Kindern und Jugendlichen oft nicht erkannt wird:

  • Symptomatische Vielfalt: Trauma äußert sich bei Kindern und Jugendlichen auf vielfältige Weise. Manche Kinder zeigen offensichtliche Anzeichen wie Ängstlichkeit, Schlafstörungen oder plötzliche Verhaltensänderungen, während andere Kinder möglicherweise eher in sich gekehrt sind und keine äußeren Symptome zeigen.

  • Entwicklungsstadien: Kinder durchlaufen verschiedene Entwicklungsstadien, und ihre Reaktionen auf Traumata können je nach Alter unterschiedlich sein. Manchmal werden die Auswirkungen von Traumata fälschlicherweise als normale Entwicklungsschwankungen abgetan.

  • Verleugnung oder Minimierung: Erwachsene, die für das Wohl eines Kindes verantwortlich sind, könnten aus verschiedenen Gründen dazu neigen, Trauma zu leugnen oder zu minimieren. Dies kann auf eigene Unsicherheiten, Schuldgefühle oder die Angst vor Konsequenzen hindeuten.

  • Kommunikationsbarrieren: Kinder und Jugendliche können Schwierigkeiten haben, ihre Gefühle und Erfahrungen in Worte zu fassen, insbesondere wenn es um traumatische Ereignisse geht. Dies kann es für Erwachsene schwierig machen, das Ausmaß des Erlebten zu erkennen.

  • Kulturelle Faktoren: Kulturelle Unterschiede können die Wahrnehmung von Trauma beeinflussen. In einigen Kulturen ist es weniger üblich, über emotionale Schwierigkeiten zu sprechen, was dazu führen kann, dass Trauma versteckt bleibt.

  • Scham und Schuldgefühle: Kinder könnten sich schuldig fühlen oder denken, dass sie das Trauma selbst verursacht haben. Dies kann dazu führen, dass sie sich zurückziehen und nicht über ihre Erfahrungen sprechen.

  • Fehlende Informationen: In einigen Fällen sind Erwachsene möglicherweise nicht über die traumatischen Ereignisse informiert, die ein Kind erlebt hat, sei es aufgrund von Geheimhaltung, fehlender Kommunikation oder Mangel an Bewusstsein.

Symptome bei Traumafolgestörungen und PTBS

Die Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) bei Kindern und Jugendlichen können je nach Alter und Persönlichkeit unterschiedlich ausgeprägt sein. Häufig erleben betroffene Kinder das Trauma immer wieder – in Form von belastenden Erinnerungen, Albträumen oder plötzlichen Flashbacks, in denen sie das Ereignis noch einmal durchleben. Viele zeigen Vermeidungsverhalten und versuchen, Situationen, Orten oder Gesprächen aus dem Weg zu gehen, die sie an das Erlebte erinnern.

Zudem können sich ihre Stimmung und ihr Verhalten verändern: Sie wirken oft ängstlich, traurig oder gereizt, haben Schwierigkeiten, Vertrauen zu fassen, oder ziehen sich sozial zurück. Körperliche Beschwerden wie Schlafprobleme, Kopfschmerzen oder Bauchschmerzen ohne erkennbare medizinische Ursache sind ebenfalls häufig. Manche Kinder reagieren mit erhöhter Schreckhaftigkeit, Konzentrationsproblemen oder plötzlichen Wutausbrüchen. Besonders jüngere Kinder drücken ihre belastenden Erlebnisse häufig durch Spielen, Zeichnen oder verändertes Verhalten aus, da sie ihre Gefühle nicht immer in Worte fassen können.

Wiedererleben des Traumas

  • Albträume oder Schlafprobleme
  • Plötzliche Erinnerungen (Flashbacks), als würde das Ereignis erneut passieren
  • Starke Angst oder körperliche Reaktionen bei Erinnerungen an das Trauma
  • Wiederholtes Spielen oder Zeichnen des traumatischen Ereignisses (besonders bei jüngeren Kindern)

Vermeidungsverhalten

  • Meiden von Orten, Menschen oder Aktivitäten, die an das Trauma erinnern
  • Verdrängung oder Vermeidung von Gesprächen über das Erlebte
  • Rückzug von Familie und Freunden
  • Weniger Interesse an Hobbys oder Spielen

Negative Veränderungen im Denken und Fühlen

  • Ständige Traurigkeit oder Hoffnungslosigkeit
  • Schuld- oder Schamgefühle („Ich bin schuld, dass es passiert ist.“)
  • Weniger positive Emotionen, wirkt oft freudlos oder gleichgültig
  • Schwierigkeiten, anderen Menschen zu vertrauen

Erhöhte Anspannung (Hyperarousal) und körperliche Symptome

  • Starke Schreckhaftigkeit z. B. bei lauten, unerwarteten Geräuschen
  • Reizbarkeit, Wutausbrüche oder plötzliches aggressives Verhalten
  • Konzentrationsprobleme und Leistungsschwäche in der Schule
  • Kopf- oder Bauchschmerzen ohne körperliche Ursache
  • Schlafstörungen, häufiges nächtliches Erwachen

 

Psychische Symptome bei Traumafolgestörungen und PTBS

  • Gedanken kreisen ständig um belastende Themen
  • Negative Glaubenssätze (z. B.: „Ich bin eine Last für andere. Ich bin wertlos. Ich kann nichts.“)
  • Gefühl von innerer Leere und Gefühlslosigkeit
  • Antriebsschwäche und Lustlosigkeit
  • Freudlosigkeit
  • Zunehmende Müdigkeit

Ursachen und Auslöser von PTBS

Hinter Depressionen, Angst- und Panikstörungen, Suchterkrankungen, Konzentrationsstörungen, aggressivem Verhalten sowie chronischen Schmerzen kann sich auch ein Kindheitstrauma verbergen. Therapien, die nur die Symptome behandeln, bleiben damit an der Oberfläche und wirken unzureichend. Alle Stress- und Traumafolgestörungen und ganz besonders posttraumatische Belastungsstörungen sind immer sehr belastend. Die Ursachen für posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) sind komplex und können von Person zu Person unterschiedlich sein. PTBS entwickelt sich in der Regel als Reaktion auf ein oder mehrere traumatische Ereignisse. Zu den häufigsten Ursachen von PTBS gehören:

  • Körperliche, emotionale oder sexuelle Gewalt
  • Vernachlässigung durch die Familie
  • Missbrauch
  • Plötzlicher Verlust eines Elternteils oder nahestehender Bezugspersonen
  • Unfälle oder schwere Krankheiten
  • Fluchterfahrungen und Migration
  • Substanzmittelmissbrauch durch die Sorgeberechtigten
  • Naturkatastrophen oder andere existenzielle Bedrohungen

 

▶ Die individuelle Vulnerabilität, vorbestehende psychische Gesundheit, das soziale Umfeld und die Verfügbarkeit von Unterstützung spielen ebenfalls eine Rolle bei der Entstehung von PTBS. Zu den Faktoren die das Risiko erhöhen können nach einem Kindheitstrauma eine PTBS zu entwickeln gehören die genetische Veranlagung, bestimmte Persönlichkeitsmerkmale, vorherige Lebenserfahrungen und die (psycho)soziale Unterstützung nach dem traumatischen Ereignis.

Therapie bei PTBS

Patient:innen mit einer Traumafolgestörung sprechen in der Regel sehr gut auf verhaltenstherapeutische Psychotherapie an. Die moderne Psychotherapie und Psychiatrie bietet verschiedenste Therapieansätze zur Verbesserung der Symptome an. Die Wahl oder Kombination der passendsten Therapieform hängt dabei vom Schweregrad der Symptome und den individuellen Bedürfnissen und Ressourcen der Kinder und Jugendlichen ab. Die Therapieziele bestehen zum einen in der Reduktion der Symptome, zum anderen in der emotionalen Verarbeitung des Erlebten, um es sinnvoll in die eiegne Biographie intgrieren zu können.

EMDR-Therapie bei Kindern und Jugendlichen

EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) ist eine Therapiemethode, die darauf abzielt, traumatische Erinnerungen neu zu verarbeiten und die damit verbundenen emotionalen Belastungen zu reduzieren. Bei der Anwendung von EMDR bei Kindern und Jugendlichen gibt es einige Anpassungen, um den Bedürfnissen und Fähigkeiten der jungen Menschen gerecht zu werden.

Bei EMDR in der Kinder- und Jugendpsychotherapie kann die Sitzung spielerischeElemente beinhalten, visuelle Hilfsmittel werden durch andere bilaterale Stimulationstechniken ersetzt. Es gibt jedoch auch Situationen, in denen der Einsatz von EMDR bei Kindern und Jugendlichen möglicherweise keinen Sinn macht oder kontraindiziert ist. Dies kann der Fall sein, wenn das Kind nicht in der Lage ist, die erforderliche kognitive und emotionale Reife für die Therapie aufzubringen, wenn es eine akute psychotische Episode hat oder wenn es andere schwerwiegende psychische oder körperliche Erkrankungen gibt, die eine EMDR-Behandlung beeinträchtigen könnten.

Die Studie von Cohen, Deblinger und Mannarino (2004) untersuchte die Wirksamkeit von EMDR bei Kindern mit posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS). Die Ergebnisse zeigten, dass EMDR zu signifikanten Verbesserungen der PTBS-Symptome führte und die Effekte auch bei einer Follow-up-Untersuchung aufrechterhalten wurden.

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Therapie bei PTBS in der Kinder-und Jugendpsychiatrie Gezeiten Haus Schloss Eichholz

In unseren Kinder- und Jugendpsychiatrie in Wesseling behandeln wir Kinder und Jugendliche mit Traumafolgeerkrankungen wie PTBS und KPTBS an. Unsere Ärzt:innen und Therapeut:innen unterstützen unsere jungen Patient:innen während ihres stationären Aufenthalts rund um die Uhr dabei die Ursachen der Erkrankungen verstehen zu lernen, aufzuarbeiten und neue Lösungsstrategien zu verankern. Die EMDR-Methode kann dabei eine sinnvolle Therapieform sein, um sich den traumatischen Ereignissen sanft und sachte zu nähern. Unsere Psychotherapeut:innen, die EMDR-Sitzungen anbieten sind ausgebildete EMDR-Therapeut:innen.

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