Den ganzen Menschen im Blick
Wie die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) dazu beiträgt.
15.06.2023
LESEZEIT: 5 MINUTEN
KATEGORIE: UNTERNEHMEN, TRAUMAKLINIK, PFLEGE
Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) spielt im Gezeiten Haus seit der Gründung im Jahr 2004 eine tragende Rolle. Ziel der TCM ist es, die Lebensenergie des Qi durch ein ausgewogenes Verhältnis der beiden Lebenspole Yin und Yang im Fluss zu halten. Das Besondere dabei: Alle Methoden sind darauf ausgerichtet, die Heilungskräfte von Körper und Psyche anzuregen.
Das Gezeiten Haus greift dabei auf das gesamte Spektrum der TCM-Diagnose- und Therapieformen zurück: von der Konzentrations- und Bewegungsform Qi Gong über die Massageform Tuina und die Nadeltechnik Akupunktur bis zur Kräuterheilkunde und Ernährungslehre. Dabei gehen westliche Schulmedizin und ganzheitliche, psychodynamisch und systemisch ausgerichtete Psychosomatik Hand in Hand, um die Vorteile beider Lehren den Patienten* zugute kommen zu lassen.
Die Ursprünge der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) reichen weit zurück. Einige Experten gehen davon aus, dass sie vor mehr als 2000 Jahren in China entstanden ist, andere sprechen sogar von mehr als 6000 Jahren. Sicher ist, dass das Heilkundesystem sich im Laufe der Zeit kontinuierlich entwickelt hat, auch wenn es immer wieder Phasen gab, in der die alten Lehren in den Hintergrund gedrängt wurden. Neu erwacht ist das Interesse an der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) vor allem im letzten Jahrhundert, als klar wurde, dass die westliche Medizin trotz ihres Fortschritts Grenzen hat. Einen regelrechten Boom erlebte die TCM in Deutschland in den 1970er-Jahren. Hintergrund waren die politische Öffnung Chinas und Erleichterungen für Reisende in dieser Zeit.
Auch der Fachverband wächst
Birgit Ziegler, Zweite Vorsitzende des 1954 gegründeten interdisziplinären Fachverbandes für Chinesische Medizin in Deutschland (AGTCM), berichtet, dass sich in dieser Zeit erste Schulen für TCM gründeten, auch das Bedürfnis nach Austausch zum Thema nahm zu. Ein gutes Beispiel ist der AGTCM-Kongress, der erstmals im Jahr 1968 in Rothenburg ob der Tauber stattfand und sich heute zu dem bedeutsamsten internationalen Kongress für chinesische Medizin entwickelt hat. Für die Teilnehmer aus allen Ländern weltweit bietet der Kongress an fünf Tagen in zahlreichen Workshops ein vielfältiges Fortbildungsangebot.
Wir haben mittlerweile jedes Jahr rund 1.200 Teilnehmende aus über 30 Ländern, namhafte Vortragende referieren über neueste Entwicklungen und spannende Themen“, so Ziegler. Mit dem Kongress solle der nationale und internationale Dialog gefördert werden, um Fachwissen zu vermitteln und die TCM-Kompetenz zu fördern. Ziegler verweist in diesem Kontext auf Forschungen, die verdeutlichen, was TCM in vielen
Bereichen zur Gesundheitsversorgung leiste. Für sie ist TCM nachhaltige Gesundheitsvorsorge im Sinne der Lebenspflege. Ziegler wörtlich: „Unter Umständen kann ich jemanden damit in die Lage versetzen, soviel Kraft und Energie zu entwickeln, dass er oder sie Situationen bereinigen kann, die als sehr belastend empfunden werden.“
Von der Diagnostik zur Therapie
Im Gezeiten Haus bildet die Kombination aus westlich geprägter Medizin und Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) einen ganzheitlich orientierten Behandlungsansatz, der Körper, Geist und Seele zusammenhängend betrachtet und behandelt. Welche Verfahren dabei individuell geeignet sind, geht aus der TCM-Diagnostik hervor. Anhand verschiedener Indikatoren kann so gezielt die passende Methode ausgewählt und angewendet werden.
Holger von Jaruntowski arbeitet seit einem Jahr als TCM-Therapeut in der Traumaklinik der Gezeiten Haus-Klinik Schloss Eichholz. Der ganzheitliche Ansatz der Klinik bringe es mit sich, dass Ärzte, Psychologen, Therapeuten und Pflegeteams eng zusammenarbeiten und einander ergänzen, erzählt er. Das sei gerade in der Traumatherapie wichtig, zumal hier viele somatische Leiden auftreten. „Ich glaube, dass die TCM in unserem Bereich eine hervorragende Ergänzung der medizinischen und psychologischen Arbeit darstellt. Die Patienten nehmen die Angebote sehr positiv wahr, auch weil wir von unterschiedlichen Seiten an den Menschen herangehen. Das bringt oft erstaunliche Effekte mit sich,“ so Holger.
Den eigenen Körper wieder wahrnehmen
Dr. Susanne Altmeyer, Chefärztin der Klinik für Psychosomatische Medizin, Psychotraumatologie und EMDR auf Schloss Eichholz, bestätigt dies: „Bei Traumapatient*innen sind insbesondere die körperbezogenen Methoden der TCM wichtige Hilfs-Mittel, die es den Patient*innen ermöglichen, ihre Körper besser wahrnehmen und verstehen zu lernen. Körperarbeit hat große Auswirkungen auf die Psyche der Menschen – unser Körper ist wie eine Bühne der Gefühle. Sie macht die Patient*innen damit quasi ein wenig mehr zum Regisseur ihres eigenen Körpers und hilft ihnen, sich selbst mit Hilfe des Körpers positiv zu beeinflussen.“
Auch im Gezeiten Haus Bonn, das sich auf die Behandlung von Stressfolgeerkrankungen und Burnout spezialisiert hat, sind die Erfahrungen mit TCM nachhaltig. „In unserer fast 20-jährigen Arbeit hat sich gezeigt, wie gerne sich die Patient*innen diesem Thema zuwenden, wenn sie es erst einmal kennengelernt haben“, sagt Dr. Clemens Boehle, Chefarzt der Bonner Klinik. Wichtig sei es, dabei auf eine Gleichrangigkeit zwischen der Psychotherapie und der Körpertherapie zu achten. So gehe es sowohl um Körperwahrnehmung, emotionale Wahrnehmung und Entspannungsverfahren als auch um das Verstehen von ungesundem Verhalten und die Entwicklung eines dem Wesen gemäßen, gesunden Lebensstils.
Rosi Dahlke, Körpertherapeutin und Tanztherapeutin im Gezeiten Haus Bonn, versteht Qi Gong und Körpertherapie im Sinne der Selbstwirksamkeitsarbeit. „Indem wir nicht nur über das Gespräch, sondern auch mit dem Körper arbeiten, stärken wir die Selbstheilungskräfte der Menschen“, weiß sie und berichtet von einer Patientin, die jüngst zu ihr sagte: „Ich habe es auf der Gesprächsebene nicht verstanden. Doch jetzt, da ich ins Spüren gekommen bin, ist es mir klar geworden“. Vielleicht beschreibt genau das die Wirkung von TCM sehr gut.
