Somatic Experiencing (SE)® – Kommunikation mit dem Körpergedächtnis

Mit Somatic Experiencing (SE)®-Verfahren lassen sich traumatische Erlebnisse und Symptome einer Stressfolgereaktion Erkrankungen behandeln. Der körperorientierte Ansatz zur Lösung von traumatischem Stress ergänzt die Traumatherapie um eine wirkungsvolle körperorientierte Therapiemethode.

15.11.2023

LESEZEIT: 4 MINUTEN

KATEGORIE: KÖRPERTHERAPIE, STRESS

Was ist Somatic Experiencing (SE)®?

Unser Nervensystem ist hoch anpassungsfähig, je nachdem, was in unserem Umfeld passiert. Dabei bewegen wir uns in einem permanenten Wechsel aus An- und Entspannung, der sich im Alltag immer wieder selbst justiert. Problematisch für das System kann es jedoch werden, wenn die Wirkung eines schlimmen Ereignisses über zu lange Zeit anhält. Dann geraten die Dinge ins Stocken, das System zwischen Sympathikus und Parasympathikus reguliert sich nicht mehr selbst – die Belastung wird dem Körper zuviel.

Machen wir derartige Erfahrungen, dann wird unsere Überlebensenergie im Nervensystem gebunden und wir rufen unser Notprogramm ab, was mit Kampf, Flucht oder Erstarrung verbunden ist und unter Umständen auch zum Entstehen eines Traumas führen kann. Genau hier setzt die Methode des Somatic Experiencing (SE)® an. Ziel ist es, die körpereigene Regulationsfähigkeit wieder zum Fließen zu bringen. Denn erst wenn die dabei mobilisierte immense Energie langsam abgebaut wurde, ist die Gefahr für den Körper vorbei.

Somatic Experiencing (SE)® ist eine körperorientierte Traumatherapie, die von Dr. Peter Levine entwickelt wurde, um Traumata und Stress zu verarbeiten. Sie basiert auf der Beobachtung, dass Tiere in der Wildnis, trotz regelmäßiger Bedrohungen, selten traumatische Symptome aufweisen. SE nutzt die natürlichen Mechanismen des Körpers, um Stress und Traumata aufzulösen. Dabei kommuniziert die Therapie direkt mit dem Körpergedächtnis, dem Ort, an dem unverarbeitete Erfahrungen gespeichert sind. Durch gezielte Übungen und Achtsamkeit kann SE dabei helfen, blockierte Energie freizusetzen und das Gleichgewicht im Körper wiederherzustellen.

Wie funktioniert die Kommunikation mit dem Körpergedächtnis?

Somatic Experiencing (SE)® ist eine Methode, die das Körpergedächtnis nutzt, um traumatische Erfahrungen zu verarbeiten. Dabei wird angenommen, dass der Körper Trauma speichert und dieses durch bestimmte Muster von körperlichen Reaktionen ausdrückt. Im SE-Prozess werden Sie angeleitet, auf diese körperlichen Reaktionen zu achten und sie zu interpretieren. Dies kann durch bewusste Atmung, Bewegung oder Berührung erreicht werden. Der Schlüssel liegt in der bewussten Wahrnehmung und Akzeptanz dieser körperlichen Reaktionen, was letztendlich zu einer Auflösung des gespeicherten Traumas führen kann. So wird die Kommunikation mit dem Körpergedächtnis ermöglicht.

„Als Therapeut:in nähern wir uns in sehr kleinen Schritten an traumatische Erinnerungen an, wobei wir körperorientiert vorgehen und immer wieder an einen sicheren Ort zurückkehren“, sagt Monika Wolfrum, die diese Methode seit vielen Jahren erfolgreich im Gezeiten Haus Bonn anwendet.

Die Bedeutung von Traumata und deren Auswirkungen auf den Körper

Traumata können einen großen Einfluss auf unser Körpergedächtnis haben. Somatic Experiencing (SE)® ist eine Methode, die sich mit der Kommunikation mit diesem Körpergedächtnis beschäftigt. Es hilft, Traumata auf eine Art und Weise zu bearbeiten, die den Körper miteinbezieht. Durch gezielte Übungen und Techniken ermöglicht SE® die Auflösung von Traumaspuren im Körpergedächtnis. So können Sie lernen, wieder ein Gespür für Ihren Körper zu entwickeln und körperliche Reaktionen besser zu verstehen. Dies kann nicht nur zur Heilung von Traumafolgen beitragen, sondern auch das allgemeine Wohlbefinden und die Lebensqualität verbessern. Somatic Experiencing (SE)® kann ein wertvolles Werkzeug sein, um mit den Auswirkungen von Traumata umzugehen.

Die Rolle der Somatic Experiencing Therapeut:innen

Somatic Experiencing Therapeut:innen unterstützen Sie dabei, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten. Durch gezielte Übungen fördern sie die Kommunikation mit Ihrem Körpergedächtnis. Im Mittelpunkt steht die Körperwahrnehmung, um Blockaden zu lösen und das innere Gleichgewicht wiederherzustellen. Dabei geht es nicht nur um die Verarbeitung vergangener Erfahrungen, sondern auch um die Stärkung Ihrer Resilienz für zukünftige Herausforderungen. Die Therapeut:innen schaffen eine sichere Umgebung, in der Sie lernen, auf die Signale Ihres Körpers zu hören und diesen in den Heilungsprozess miteinzubeziehen. So kann Somatic Experiencing zur nachhaltigen Verbesserung Ihrer Lebensqualität beitragen.

Die verschiedenen Methoden und Techniken von Somatic Experiencing (SE)®

Somatic Experiencing (SE)® ist eine therapeutische Methode, die dabei hilft, die Kommunikation mit dem Körpergedächtnis zu verstärken. Diese Methode findet Anwendung in der Behandlung von Traumata und Stress. Die Techniken von SE basieren auf der Annahme, dass unser Körper die Fähigkeit besitzt, sich selbst zu heilen. Bei der SE Therapie geht es darum, den Körper dazu zu bringen, diese Fähigkeit zu nutzen. Das kann durch verschiedene Methoden erfolgen, wie etwa durch körperliche Übungen, Atemtechniken oder auch durch mentale Visualisierung. Denn jede dieser Techniken zielt darauf ab, den Körper in einen Zustand der Entspannung zu bringen und das Körpergedächtnis zu aktivieren. So kann der Körper beginnen, die gespeicherten Traumata abzubauen und zu heilen.

Die Vorteile und möglichen Anwendungsgebiete von Somatic Experiencing (SE)®

Somatic Experiencing (SE)® ist eine effektive Methode zur Bewältigung von Traumata und Stress. Sie arbeitet mit dem Körpergedächtnis und hilft dabei, blockierte Energien zu lösen. Vorteile dieser Methode sind unter anderem die Verbesserung der Selbstwahrnehmung und eine erhöhte emotionale Stabilität. Mögliche Anwendungsgebiete von SE sind vielfältig: von der Bewältigung von Angstzuständen und Depressionen bis hin zur Unterstützung bei chronischen Schmerzen oder Schlafstörungen. SE kann auch bei der Verarbeitung von traumatischen Erlebnissen wie Unfällen, Gewalterfahrungen oder Naturkatastrophen hilfreich sein. Es ist wichtig zu betonen, dass SE eine Ergänzung zu herkömmlichen Therapieformen darstellt und nicht als Ersatz gedacht ist.

Die Integration von Somatic Experiencing (SE)® in das Behandlungskonzept der Gezeiten Haus Kliniken

In den Gezeiten Haus Kliniken wird Somatic Experiencing (SE)® als wichtiger Teil des Behandlungskonzepts angesehen. Diese Methode ermöglicht es, durch die Kommunikation mit dem Körpergedächtnis, negative Erlebnisse zu verarbeiten. Durch das Erkennen und Lösen von im Körper gespeicherten Traumata, wird eine natürliche Balance und somit eine Besserung des Befindens angestrebt. SE wird individuell auf die Bedürfnisse der Patient:innen angepasst und durch geschultes Personal durchgeführt. Diese sanfte Methode wird oft in Kombination mit anderen Therapieansätzen angewendet, um eine ganzheitliche Heilung zu fördern. Es ist das Ziel der Kliniken, den Patient:innen durch SE eine Möglichkeit zur Selbsthilfe zu bieten und somit zu einer dauerhaften Verbesserung der Lebensqualität beizutragen.

Monika Wolfrum unterstreicht auch, wie nah diese Methode an der Philosophie der Gezeiten Häuser sei: „Somatic Experiencing (SE)® passt wunderbar in unser Konzept, weil es unseren Ansatz der Unterstützung und Harmonisierung der Selbstregulation fördert. Zudem harmoniert es sehr gut mit Methoden aus der TCM wie z.B. Qi Gong, einer besonderen Form der Bewegungsmeditation.“ Dabei finde die Unterstützung nicht nur im Motorischen statt, sondern erreiche auch das autonome System, zum Beispiel über die Atmung als Vehilkel zur Selbstregulation.

Die Zukunft von Somatic Experiencing (SE)® im Gezeiten Haus: Künftig weitere Vernetzung geplant

Zurzeit ist eine verstärkte Vernetzung mit dem bundesweit agierenden Somatic Experiencing (SE)® Deutschland e.V. geplant, um dieses innovative Therapieverfahren noch intensiver zu nutzen und den Patient:innen eine noch bessere Unterstützung zu bieten. SE® nutzt die Körpererinnerungen, um Traumata zu lösen und stellt somit eine wichtige Ressource dar. Es ermöglicht eine Kommunikation mit dem Körpergedächtnis, was zu einer verbesserten Selbstwahrnehmung und -regulation führt. Mit der geplanten Vernetzung hofft das Gezeiten Haus, diese Therapieform noch besser in den Behandlungsalltag integrieren zu können und damit einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der psychischen Gesundheit zu leisten.

Parallel dazu ist auf der Ebene des Somatic Experiencing (SE)® Deutschland e.V. mittlerweile eine Arbeitsgruppe entstanden, die sich über die Erfahrungen der Arbeit mit SE® im stationären Bereich austauschen soll. Dabei geht es um den bundesweiten Dialog und auch um Fragen einer möglichen Angebotserweiterung. Monika Wolfrum ist Mitglied der Arbeitsgruppe und bringt dort ihre Erfahrungen aus der psychosomatischen und psychotherapeutischen Arbeit ein. Gerade in diesem Bereich gebe es bislang – anders als in der Schmerztherapie – recht wenig Expertise. So gilt das Gezeiten Haus Bonn mit seinem Ansatz diesbezüglich als Vorreiter in Nordrhein-Westfalen. Denn wir sind bereits seit einigen Monaten dabei, SE® auch im psychotherapeutischen Gruppenformat anzubieten. Das hat den Vorteil, im Miteinander anders an vielen Themen arbeiten zu können und Aspekte wie Selbstregulierung, Achtsamkeit und Gewahrsein gemeinsam in der Kommunikation einzuüben.“


Fazit

Das Somatic Experiencing (SE)®-Verfahren eröffnet neue Wege, um traumatischen Erkrankungen effektiv zu begegnen. Durch die Kommunikation mit dem Körpergedächtnis können blockierte Energien freigesetzt werden, was zu einem Gefühl von Befreiung und Sicherheit führt. Die Integration von SE® in das Behandlungskonzept der Gezeiten Häuser zeigt vielversprechende Ergebnisse und bietet Patient:innen einen besonderen Zugang zur Bewältigung traumatischer Erfahrungen.


Weitere Beiträge: