Ärzt:innen sollen uns helfen, doch oft benötigen sie selbst Unterstützung. Viele von ihnen werden durch ihren Beruf krank – körperlich, aber vor allem seelisch. Martin Schmitt (Name geändert), Assistenzarzt an einer Universitätsklinik, berichtet von 30-Stunden-Schichten, die die Beschäftigten regelmäßig an ihre Belastungsgrenze bringen.
Wer sich über die Arbeitsbelastung beschwert, müsse oft Angst um seinen Job haben, viele Arbeitsverträge sind nur befristet, erzählt Martin Schmitt. Einige Ärzt:innen gehen auch krank zur Arbeit, obwohl sie Angst haben, ihre Patient:innen anzustecken. "Dann fragt man sich: Was mach ich hier eigentlich? Das ist nicht das, was ich mit meinem Gewissen vereinbaren kann.", erzählt der 35-Jährige.
Dr. Clemens Boehle behandelt viele Ärzt:innen, die an Burnout leiden. Er beschreibt den enormen äußeren Druck durch steigende Arbeitsbelastung, Technologisierung und Sparzwang sowie den hohen inneren Druck, da Ärzt:innen oft eine starke Leistungsbereitschaft haben. Ärzt:innen seien dabei oft "schlechte Patient:innen" und hätten Schwierigkeiten, sich ihre eigene Hilfsbedürftigkeit einzugestehen. Besonders junge Ärzt:innen sind laut Boehle gefährdet und entwickeln zunehmend Symptome wie Schlaf- und Konzentrationsstörungen. Er betont, wie wichtig es sei, anzuerkennen, wenn man an seine Grenzen stößt, und zur Ruhe zu kommen, um schwerwiegendere Folgen wie Depressionen zu vermeiden.