Schulabsentismus: Wenn Kinder und Jugendliche Angst vor der Schule haben

Formen, Ursachen und Behandlung

23.11.2023

LESEZEIT: 3 MINUTEN

KATEGORIE: KINDER- UND JUGENDPSYCHIATRIE, SCHULANGST

 

Schulabsentismus bei Kindern und Jugendlichen ist ein ernstes Thema, das oft mit Schulangst und Schulphobie verbunden ist. Schulabsentismus ist ein Begriff, der verwendet wird, wenn Kinder und Jugendliche regelmäßig nicht zur Schule gehen. Es geht nicht nur ums Schwänzen, sondern auch um gezielte Schulverweigerung. Manchmal führt unentschuldigtes Fehlen dazu, dass Schüler den Unterricht meiden und Schulverweigerung entwickeln. Eltern fragen sich oft, warum ihre Kinder nicht zur Schule gehen wollen. Die Ursachen können vielfältig sein: Angst vor dem Unterricht, das Gefühl, nicht dazuzugehören oder Probleme zu Hause. Fehlzeiten können auch durch körperliche Beschwerden, wie Bauch- oder Kopfschmerzen, die durch die Schulangst ausgelöst werden, verursacht werden. Es ist wichtig, die Zeichen zu erkennen und die Gründe für das Schulschwänzen zu verstehen, um effektive Lösungsstrategien zu entwickeln. In diesem Blogbeitrag werden wir einen Überblick über die Unterschiede, die Ursachen und Lösungsansätze für die Behandlung des Schulabsentismus bei Kindern und Jugendlichen geben.

Schulabsentismus auf Grund von Schulangst oder Schulphobie - Unterschiede

Der Zusammenhang zwischen Schulangst, Schulphobie und Schulabsentismus ist komplex und multifaktoriell. Die Angst vor der Schule kann eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Schulabsentismus spielen. Der wichtigste  Zusammenhang zwischen Schulangst, Schulphobie  und Schulabsentismus liegt darin, dass die Angst vor der Schule dazu führen kann, dass Schüler den Unterricht vermeiden.Schulangst und Schulphobie sind zwei Begriffe, die oft synonym verwendet werden, aber es gibt einen Unterschied zwischen ihnen. Sowohl bei der Schulangst als auch bei der Schulphobie ist Angst der treibende Faktor.

Schulangst:

Die Schulangst bezieht sich auf eine allgemeine Angst oder Unbehagen, das mit der Schule und schulischen Aktivitäten verbunden ist. ei der Schulangst stehen Ängste im Mittelpunkt, die sich auf den Schulweg oder schulische Situationen beziehen. Kinder mit Schulangst können sich vor bestimmten Fächern, Lehrern oder sozialen Situationen in der Schule fürchten. Dazu gehören Prüfungsangst, Angst vor Mobbing oder auch Versagensängste.

Schulphobie:

Die Schulphobie ist eine spezifische Form der Schulangst, die als extreme und überwältigende Angst vor der Schule gekennzeichnet ist. Kinder mit Schulphobie können starke Panikattacken oder Angstzustände haben, wenn sie nur an die Schule denken oder sich in der Schule befinden. Sie können sich weigern, zur Schule zu gehen, und es kann zu erheblichen Schwierigkeiten kommen, sie dazu zu bringen, die Schule zu besuchen.

Der Hauptunterschied zwischen Schulangst und Schulphobie liegt in der Intensität und den Auswirkungen. Während Schulangst belastend ist und zu Vermeidungsverhalten führen kann, manifestiert sich Schulphobie in extremen, oft überwältigenden Ängsten, die das tägliche Leben des Kindes erheblich beeinträchtigen. Schulangst kann episodisch auftreten und durch bestimmte Auslöser hervorgerufen werden, während Schulphobie oft als anhaltende und überwältigende Angst vor der Schule charakterisiert ist.

Ursachen eines Schulabsentismus

Die Ursachen von schulabsentismus und Schulangst können vielfältig sein und von Kind zu Kind unterschiedlich. Hier sind einige mögliche Ursachen:

Trennungsangst: Ein Kind kann Angst haben, von seinen Eltern oder Bezugspersonen getrennt zu sein. Der Gedanke, die Schule zu besuchen und den ganzen Tag ohne die vertrauten Personen zu verbringen, kann Angst auslösen.

Leistungsdruck: Ein hoher Leistungsdruck in der Schule kann bei manchen Kindern Ängste hervorrufen. Sie haben möglicherweise Angst davor, den Erwartungen nicht gerecht zu werden oder zu versagen.

Mobbing: Wenn ein Kind in der Schule gemobbt oder schikaniert wird, kann dies zu Schulangst führen. Die Angst vor den Tätern und die Sorge, täglich mit ihnen konfrontiert zu werden, können das Kind stark belasten.

Gesundheitliche Probleme: Schüler mit chronischen Erkrankungen oder schweren körperlichen Beschwerden können aufgrund von gesundheitlichen Einschränkungen die Schule meiden. Schulabstinenz kann schwerwiegende Auswirkungen auf die schulische Leistung, das soziale Wohlbefinden und die psychische Gesundheit des Schülers haben.

Soziale Ängste: Manche Kinder haben Schwierigkeiten, soziale Kontakte zu knüpfen oder sich in Gruppen einzufügen. Die Angst vor Ablehnung oder Ausgrenzung kann zu Schulangst führen.

Traumatische Erfahrungen: Kinder, die traumatische Erfahrungen gemacht haben, wie zum Beispiel Gewalt oder Missbrauch, können Angst haben, in die Schule zu gehen. Die Schule kann mit negativen Erinnerungen oder Gefühlen verbunden sein.

Familiäre Probleme: Schwierigkeiten im familiären Umfeld, wie zum Beispiel Konflikte, Trennung oder häusliche Gewalt

Veränderungen im Leben: Große Veränderungen im Leben eines Kindes, wie ein Umzug, eine Scheidung oder der Verlust eines geliebten Menschen, können zu Schulangst führen. Das Kind fühlt sich unsicher und hat Angst vor dem Unbekannten. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Ursachen nicht abschließend sind und dass Schulangst auch durch eine Kombination mehrerer Faktoren entstehen kann. Jedes Kind ist einzigartig und kann unterschiedliche Gründe für seine Ängste haben.

 

Symptome der Schulangst

Schulangst ist ein häufiger Grund für Schulabsentismus bei Kindern und Jugendlichen. Die Symptome können vielfältig sein und reichen von körperlichen Beschwerden wie Übelkeit, Kopfschmerzen oder Bauchschmerzen, bis hin zu emotionalen Anzeichen wie Traurigkeit, Wut oder Angst.

Körperliche Symptome:  Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Übelkeit oder sogar Erbrechen, besonders am Morgen vor der Schule. Kinder können auch Schlafstörungen, wie Albträume oder Schlaflosigkeit, zeigen. Manche Kinder klagen über Herzrasen, Schwindel oder Schwitzen. 

Emotionale Symptome:  Sie reichen von ständiger Sorge und Angst über die Schule, bis hin zu Gefühlen von Panik. Manche Kinder können auch übermäßig emotional oder sensibel reagieren, besonders wenn das Thema Schule aufkommt. Sie könnten gereizt oder launisch sein und extreme Stimmungsschwankungen zeigen. In einigen Fällen können sie auch Symptome einer Depression zeigen, wie Interessenverlust, Niedergeschlagenheit oder Hoffnungslosigkeit

Einige Kinder zeigen auch Verhaltensänderungen, wie plötzlichen Rückzug oder gesteigerte Aggression. Ein plötzlicher Leistungsabfall, Desinteresse an schulischen Aktivitäten oder das Vermeiden von Freunden können ebenfalls Anzeichen sein.

Frühwarnzeichen erkennen und handeln: Wie Eltern und Lehrer Schulabsentismus erkennen und damit umgehen können

Schulabsentismus bei Kindern und Jugendlichen kann eine ernsthafte Herausforderung sein. Es ist wichtig, die Frühwarnzeichen zu erkennen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Auffälligkeiten im Verhalten, mangelnde Motivation oder Angst vor der Schule können Hinweise sein. Eltern und Lehrer können zusammenarbeiten, um Unterstützung zu bieten und Lösungen zu finden. Es kann hilfreich sein, mit dem Kind über seine Sorgen zu sprechen und ein unterstützendes Umfeld zu schaffen. Schulen können auch spezielle Programme anbieten, um Schülern zu helfen, die Schwierigkeiten haben, regelmäßig zur Schule zu gehen. Wichtig ist, nicht zu ignorieren, sondern zu handeln.

Präventionsmaßnahmen: Wie können Schulabsentismus und Schulverweigerung vermieden werden?

Um Schulabsentismus und Schulverweigerung bei Kindern und Jugendlichen zu vermeiden, können Sie verschiedene Präventionsmaßnahmen ergreifen. Eine davon ist, eine positive Lernumgebung zu schaffen. Kinder, die sich in der Schule wohlfühlen, sind eher geneigt, regelmäßig hinzugehen. Ebenso ist es wichtig, frühzeitig auf Anzeichen von Schulunlust zu reagieren und Unterstützung anzubieten. Offene Kommunikation zwischen Eltern, Lehrern und Schülern kann auch helfen, Probleme zu erkennen und anzugehen. Außerdem ist die Einbindung von Schulsozialarbeitern und Psychologen eine gute Strategie, um Schulabsentismus zu vermeiden. Sie können bei Bedarf individuelle Unterstützung bieten und mit den Familien zusammenarbeiten.

Wie wird Schulangst, Schulphobie behandelt?

Wenn Eltern Anzeichen von Schulangst bei ihrem Kind bemerken, ist es wichtig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein Kinder- und Jugendpsychologe oder -psychiater kann eine genaue Diagnose stellen und eine geeignete Behandlung empfehlen. Die Behandlung von Schulangst umfasst in der Regel eine Kombination aus psychotherapeutischen Interventionen und Unterstützung durch die Eltern. 

  • Kognitive Verhaltenstherapie (CBT): CBT hilft dem Kind, negative Gedanken und Ängste zu identifizieren und zu bewältigen. Es werden Techniken zur Entspannung, zur Umstrukturierung von Gedanken und zur Bewältigung von Angstsituationen erlernt.
  • Expositionstherapie: Diese Therapieform zielt darauf ab, das Kind schrittweise an angstauslösende Situationen in der Schule heranzuführen, um die Angst zu reduzieren und die Bewältigungsfähigkeiten zu stärken.
  • Elterntraining: Eltern können lernen, wie sie ihr Kind unterstützen und ihm helfen können, mit der Schulangst umzugehen. Sie können lernen, wie sie eine unterstützende Umgebung schaffen und effektive Kommunikations- und Problemlösungsstrategien anwenden können.
  • Medikamente: In einigen Fällen kann ein Arzt Medikamente wie Antidepressiva oder Angstlöser verschreiben, um die Symptome der Schulangst zu lindern. Die Entscheidung für eine medikamentöse Behandlung sollte jedoch sorgfältig abgewogen werden und in Absprache mit einem Facharzt erfolgen. Die Behandlung von Schulangst erfordert Geduld und Zusammenarbeit zwischen dem Kind, den Eltern und den Therapeuten. Mit der richtigen Unterstützung kann das Kind lernen, seine Ängste zu bewältigen und ein positives Schulerlebnis zu haben.

Fazit

Schulabsentismus bei Kindern und Jugendlichen ist ein ernstes Problem, das frühzeitig erkannt und behoben werden sollte. Wenn Schüler regelmäßig fehlen, kann das gravierende Folgen wie Lernrückstände und soziale Isolation haben. Oft steckt Schulangst dahinter. Eltern spielen eine Schlüsselrolle bei der Lösung dieses Problems. Sie können durch aufmerksame Beobachtung und Gespräche helfen, die Ursachen zu identifizieren. Gemeinsam mit Schulen und Fachleuten können individuelle Lösungsansätze wie Betreuungsprogramme, therapeutische Maßnahmen oder Anpassungen am Lernumfeld entwickelt werden. Es ist wichtig, nicht wegzuschauen, sondern aktiv zu handeln. Jeder Tag zählt.

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