Schnelle Hilfe bei Depressionen – wer jetzt der richtige Ansprechpartner ist

Schätzungsweise 20% aller Menschen erkranken mindestens ein Mal in ihrem Leben an Depressionen. Noch viel mehr stecken in einer Lebenskrise oder leiden an einer anderen psychischen Krankheit. Gerät die Seele erstmalig im Leben aus dem Gleichgewicht, stehen viele Betroffenen vor der alles entscheidenden Frage: Wo bekomme ich trotz langer Wartezeiten auf einen Facharzttermin jetzt Hilfe bei Depressionen? Wenn du dich in derselben Situation befindest, erfährst du von uns in diesem Artikel, wo du schnelle Unterstützung bekommst und wer jetzt dein richtiger Ansprechpartner* ist, um Depressionen in den Griff zu bekommen.

23.02.2023

LESEZEIT: 12 Minuten.   

KATEGORIE: Depression, Psychische Erkrankungen

Autorin: Mareike Penderock

 

Dranbleiben trotz langer Wartezeiten

Husten, Schnupfen, Halsschmerzen - wenn wir uns einen Infekt eingefangen haben, vereinbaren wir intuitiv einen Termin bei unserem Hausarzt. Und plagen uns Rücken- oder Gelenkschmerzen, wissen wir in der Regel, dass ein Besuch bei einem Orthopäden sinnvoll ist. Doch so logisch die Arztwahl bei einer Erkältung ist, so schwierig kann sie bei Depressionen und anderen psychischen Problemen sein.

Womöglich machst du gerade genau diese Erfahrung: Du merkst seit geraumer Zeit, dass es dir psychisch nicht gut geht. Doch Energielosigkeit und ein fehlender Antrieb blockieren dich, dir Hilfe zu suchen. Dich zu konzentrieren und Entscheidungen zu treffen, fällt dir schwer. Und wenn du dich motivieren kannst, nach einer passenden Behandlung zu recherchieren, bist du genauso schnell frustriert, wenn du von langen Wartezeiten für eine Psychotherapie ließt. Doch diese vermeintlichen Hürden sollten dich nicht von deinem Weg abbringen lassen, dir Hilfe zu suchen.

Mach dir bewusst, dass es die Depression selbst ist, die dich an der Suche nach schneller Hilfe hindert. Denn Hoffnungslosigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten sind typische Symptome bei depressiven Erkrankungen. Wenn du jetzt dran bleibst, geht es meistens schneller als anfangs befürchtet, bis du eine professionelle Behandlung bekommst. Wer ist jetzt also der richtige Ansprechpartner, wenn du vermutest, an einer Depression zu leiden und du zeitnahe Hilfe suchst?

Als aller erste Hilfestellung vorab: Wenn es dir emotional nicht gut geht, kann der erste Ansprechpartner auch eine vertraute Person sein. Zum Beispiel ein Familienmitglied, ein Freund oder vielleicht auch ein entfernter Bekannter, der sich selbst bereits wegen einer psychischen Erkrankung Hilfe gesucht hat. Oft kann dein Umfeld dir schon erste Tipps oder Empfehlungen geben, die dich in deinem Vorhaben bestärken können. Du wirst dich wundern, wie viele Menschen in deinem Umfeld bereits von einer psychischen Erkrankung wie einer Depression betroffen waren und eine Psychotherapie gemacht haben. Sie werden dir jetzt Mut machen, dir Hilfe zu suchen. 

Kostenlose Unterstützung bei akuten Krisen

Wenn du es eher vorziehst, anonym über deine psychischen Probleme zu sprechen, gibt es außerdem viele telefonische Hilfs- und Beratungsangebote.

 

TELEFONSEELSORGE®

Unter den Telefonnummern 0800/1110-111, 0800/1110-222 oder 0800/116-123 findest du kostenlos und anonym, 24 Stunden täglich an 365 Tagen im Jahr, immer einen Ansprechpartner, der dir bei deinen Problemen, Ängsten und Sorgen zuhört.

 

ONLINE-ANGEBOT DER TELEFONSEELSORGE®

Wenn es dir leichter fällt über deine Probleme zu schreiben bietet die TelefonSeelsorge®   auch die Möglichkeit kostenlos und anonym zu chatten oder per E-Mail zu kommunizieren. Um die Angebote Chatseelsorge und Mailseelsorge zu nutzen ist lediglich eine Anmeldung notwendig und schon ist jemand für dich da.

 

INFO-TELEFON DER DEUTSCHEN DEPRESSIONSLIGA

Das Info-Telefon der Deutschen DepressionsLiga e.V. bietet dir unter der 0800/3344533 Hilfe und Information zum Umgang mit Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen zu folgenden Sprechzeiten an:
Montag, Dienstag und Donnerstag: 13:00 Uhr - 17:00 Uhr
Mittwoch und Freitag: 08:30 Uhr - 12:30 Uhr

 

APP „KRISENKOMPASS“

Die App „Krisenkompass“ bietet verschiedene Funktionsweisen wie eine Tagebuchfunktion, ein persönliches Archiv, um positive Gedanken oder Fotos, Erinnerungen und Musik zu speichern und auch Entspannungstechniken. Sie kann dir als persönlicher "Notfallkoffer" für schlechte Momente dienen. Die Krisenkompass-App kann kostenlos im App Store von Apple oder bei Google Play heruntergeladen werden.  

Krisenkompass der Telefonseelsorge

Die Telefonseelsorge Deutschland hat eine App entwickelt, um in der Krise eine Unterstützung für Euch zu sein. Der rote Bereich ist für den Notfall gedacht. Welche Möglichkeiten die App in diesem Zusammenhang bietet, erklären wir Euch in diesem Video. Wir hoffen, die App gibt Euch Kraft!

Krisenkompass der Telefonseelsorge

Die Telefonseelsorge Deutschland hat eine App entwickelt, um in der Krise eine Unterstützung für Euch zu sein. Der rote Bereich ist für den Notfall gedacht. Welche Möglichkeiten die App in diesem Zusammenhang bietet, erklären wir Euch in diesem Video. Wir hoffen, die App gibt Euch Kraft!

Organische Ursachen für psychische Symptome abklären

Gerade zu Beginn ist es für viele Betroffene erleichternd, sich zuerst mit Vertrauten oder anderen Betroffenen über Gefühle und Gedanken auszutauschen und sich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Doch für die meisten Menschen mit Depressionen ist es nicht nur die veränderte Stimmungslage, die sie belastet. Wenn du neben Gefühlen wie Traurigkeit oder innerer Leere auch körperliche Beschwerden - zum Beispiel Herzrasen, Schlafstörungen oder Nacken- oder Kopfschmerzen bemerkst - solltest du das auf jeden Fall ernst nehmen und an einen Zusammenhang zu deiner psychischen Verfassung denken.

Spätestens jetzt solltest du dir medizinischen Rat suchen, um mögliche somatische Erkrankungen auszuschließen. Denn nicht immer steckt hinter psychischen Beschwerden direkt eine Depression. Beispielsweise kann sich eine Schilddrüsenerkrankung oder ein ausgeprägter Nährstoffmangel mit einem ähnlichen Beschwerdebild wie bei einer Depression äußern. Sollte das der Fall sein, wirst du später erleichtert sein, dir rechtzeitig ärztliche Hilfe gesucht zu haben. 

Bei psychischen Problemen zum Hausarzt

Denken wir an Depressionen oder Angststörungen, kommen uns eher Spezialisten wie Psychiater und Neurologen in den Sinn. Doch wenn du vermutest, unter einer Depression zu leiden, findest du bei deinem Hausarzt ebenso ärztliche Hilfe. Hier bekommst du nicht nur einen zeitnahen Termin, sondern kannst deine Vermutung auf eine Depression direkt fachmännisch einschätzen lassen. So umgehst du im ersten Schritt lange Wartezeiten für einen Termin beim Facharzt oder Therapeuten.

Der Gang zum Hausarzt bei psychischen Problemen kann zwar erst befremdlich wirken. Und auch die Frage der Sprechstundenhilfe nach dem Anliegen des Termins löst Verunsicherung aus. Doch keine Scheu. Erkläre einfach kurz, dass es dir mental nicht gut geht und du dich beraten lassen möchtest. Niemand wird dich abweisen. Auch wenn allgemeinmedizinische Praxen eher für die Klärung somatischer Beschwerden bekannt sind: Der Hausarzt kann zuhören, beruhigen und Zusammenhänge für den Patienten verständlich erklären. 

Wie Hausärzte bei Depressionen Hilfe leisten

Keine Angst vor fehlender Expertise! Hausärzte absolvieren während ihrer Ausbildung einen umfangreichen Kurs in Psychosomatischer Grundversorgung. Dort lernen die Ärzte unter anderem Kommunikationstechniken, um ihre Patienten zu ermutigen, über ihre psychischen Symptome offen zu sprechen und werden auch in der Basisversorgung psychischer Erkrankungen geschult. Dein Hausarzt wird sich also ausreichend Zeit nehmen und durch Gespräche und diagnostische Ausschlussverfahren einschätzen, ob hinter deinen Beschwerden eine psychische oder organische Ursache steckt. Beim Verdacht auf eine psychische Erkrankung wird er dich außerdem beraten, welche Herangehensweise sich jetzt eignet.

Je nach Einschätzung deines Arztes wird er dir mehrere Optionen aufzeigen, um etwas gegen Depressionen zu tun. Das können unter anderem sein:

  • Eine Überweisung zu einem Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie oder Neurologie, um die Verdachtsdiagnose bestätigen zu lassen und die Notwendigkeit einer medikamentösen Einstellungen mit Psychopharmaka abzuklären. Bei besonders dringendem Handlunsgbedarf vermerkt er die Überweisung mit einem Dringlichkeitshinweis.
  • Die Empfehlung einer ambulanten Psychotherapie bei einem psychologischen Psychotherapeuten
  • Je nach Schweregrad, die Empfehlung einer stationären oder tagesklinischen Psychotherapie in einer psychosomatischen Fachklinik
  • Präventionsangebote wie Achtsamkeitskurse oder Qi Gong zur Entspannung und zum Stressabbau
  • Die Einnahme eines pflanzlichen Stimmungsaufhellers oder eines psychopharmazeutischen Medikamentes zur Stimmungsstabilisierung

In einem guten Vertrauensverhältnis wird dich dein Arzt auf jeden Fall ernst nehmen und dich außerdem mitentscheiden lassen, welche Maßnahmen du gegen die Depression jetzt ergreifen möchtest. Übrigens: Nicht nur Hausärzte sind in der psychosomatischen Basisintervention bei Depressionen und anderen psychischen Krankheiten geschult. Auch Gynäkologen/Urologen, Orthopäden und die meisten anderen Fachärzte kennen sich mit psychischen Erkrankungen wie Depression aus und können dir helfen.

Fazit

Wenn du vermutest eine Depression zu haben, gibt es erste Hilfsangebote für dich, die du nutzen kannst bis die Diagnose von einem Arzt bestätigt wurde. Auch wenn die angespannte Lage der Versorgungssituation für Menschen mit psychischen Erkrankungen verunsichert sich ärztlichen Rat einzuholen - bei deinem Hausarzt findest du einen ersten professionellen Ansprechpartner, der dir hilft. Gespräche mit vertrauten Personen oder Betroffenen können dir zusätzlich Halt geben, bis die Behandlung bei einem Facharzt oder eine Psychotherapie beginnt.

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