Nachhaltigkeitsansätze im Gezeiten Haus

Warum eigentlich nachhaltig leben?

05.10.2023

LESEZEIT: 6 MINUTEN

KATEGORIE: INTERVIEW, NACHHALTIGKEIT

AUTOREN: MAREIKE PENDEROCK UND JAKOB AVERBECK

Die Unternehmensphilosophie der Gezeiten Haus Gruppe umfasst neben definierten Werten für Mitarbeitende und Patienten wie gegenseitige Wertschätzung, Vertrauen in das Handeln des Führungsteams sowie Respekt vor der Lebensleistung des Anderen und seiner Individualität auch das Thema Nachhaltigkeit.

Gemeinsam mit unserem Nachhaltigkeitsbeauftragten Kollegen Jakob Averbeck wollen wir uns diesem Thema nähern und die praktische Anwendung im Alltag beleuchten.

Warum ist das Thema wichtig?

Das Thema Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Doch warum ist es so wichtig darauf zu achten und kann man als Einzelperson überhaupt etwas tun?

Averbeck: Ich denke,es wird momentan immer deutlicher, dass wir als Menschheit nicht einfach weiter machen können wie bisher. Die Herausforderungen des sogenannten Anthropozäns sind groß: Ressourcenknappheit, Klimakrise, Artensterben, Umweltverschmutzung, Abholzung etc. Gleichzeitig stellen die aktuellen Krisen eine große Chance dar, die Art und Weise, wie wir leben wollen, grundlegend zu verändern. Für mich ist es eine große Motivation, Teil dieser Veränderung zu sein und diese aktiv voranzutreiben. Ich möchte gerne vermitteln, dass Nachhaltigkeit nicht die Aufgabe eines Einzelnen ist, so wie z. B. von mir, der als Beauftragter dieses Thema im Sinne unseres Unternehmens konzipieren und umsetzen soll, sondern, dass jeder von uns seinen Teil dazu leisten kann. Wir können alle auf sehr unterschiedliche Weise dazu beitragen, die Erde und ihre Ökosysteme zum Wohl zukünftiger Generationen lebenswert zu erhalten. Und dazu finde ich es zunächst einmal wichtig, sich bewusst zu machen, was zu einem nachhaltigen Lebensstil gehört.

Neben ökologischen Faktoren wie Reduktion des CO2-Ausstoßes, Energieeinsparungen und Erhalt natürlicher Ressourcen sind auch die sozialen Aspekte wie Einhaltung sozialer Standards in der Produktion und fairer Handel wichtig. Außerdem gilt es, ökonomische Faktoren zu beachten. Dazu zählen Effizienz, Zweckmäßigkeit, Lebenszyklus und Regionalität eines Produktes. Erst wenn das Zusammenspiel dieser Faktoren gelingt, können wir wirklich von Nachhaltigkeit sprechen.

Wie funktioniert deiner Ansicht nach Nachhaltigkeit im Alltag?

Die heutige Konsumgesellschaft ist auf Schnelligkeit ausgelegt. Kann man in seinem persönlichen Alltag etwas dagegen tun, um dem entgegenzuwirken?

Averbeck: Ich sehe das vor dem Hintergrund einer auf Wachstum ausgerichteten und Konsum orientierten Gesellschaft als ständige Herausforderung für jeden von uns. Denn am Ende geht es darum, sich täglich aufs Neue für einen nachhaltigen Lebensstil zu entscheiden. Das ist nicht einfach und setzt eine konsequente Haltung voraus, die Du für dich klar haben solltest. Das geht nicht als „ab- und zu“ Entscheidung. Jeder kann mit kleinen Schritten beginnen, das ist meiner Ansicht nach ein erster und praktikabler Weg. Gleichzeitig müsste die Politik die Rahmenbedingungen für eine nachhaltigere Gesellschaft schaffen und auch Unternehmen dabei unterstützen, in ihrem täglichen Handeln das Thema Nachhaltigkeit leichter umzusetzen.

Hast Du konkrete Beispiele für nachhaltiges Verhalten oder Tipps?

Wir haben eben bereits über Veränderungen im Alltag gesprochen. Sicherlich hast du bereits Erfahrungen aus dem Alltag sammeln können, wie ein nachhaltigeres Leben möglich ist. Kannst Du hierzu Beispiele, Ideen oder Tipps geben?

Averbeck: Ja, wir können unser Verhalten in vielen Punkten überprüfen und verändern. Ich gebe Euch gerne konkrete Beispiele dafür, wo wir uns täglich bewusst für nachhaltiges Verhalten entscheiden können. Folgende Möglichkeiten sehe ich hier:

Einkauf:

  • Grundsätzlich immer zuerst prüfen, ob ein Kauf überhaupt nötig ist
  • Verpackungsarme Produkte wählen
  • Gebrauchte und/oder Langlebige Artikel kaufen
  • Regionale/nationale Produkte bevorzugen
  • Wiederverwendbare Taschen aus Stoff oder Papier statt Plastiktüten
  • Bei Haushaltsgeräten immer die höchste Energieeffizienzklasse wählen
  • Entscheidung für Ökotextilien aus fairem Handel
  • Kauf von ökologischen Reinigungsmitteln
  • Verzicht auf unnötige Produkte wie WC-Beckensteine, Duftsprays oder aggressive Spezialreinigungsmittel

 Ernährung:

  • Saisonale Produkte aus der Region wählen
  • Bioprodukten den Vorzug geben
  • Lebensmittel mit dem Fairtrade-Gütesiegel kaufen
  • Fleischlose Tage einführen, wenn eine vegane/ vegetarische Ernährung keine grundsätzliche Option ist
  • Ökologische Getränke bevorzugen (Leitungswasser, biologische, regionale Obst- und Gemüsesäfte, Tees etc.)

 Abfall und Entsorgung:

  • Müll richtig trennen
  • Lebensmittel im Müll vermeiden durch bewusstes Einkaufen, richtige Lagerung und gute Planung
  • Reste zu schmackhaften, kreativen Gerichten verkochen
  • Mehrweg statt Einweg reduziert das Abfallvolumen

Energie:

  • Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energieträger
  • Energie sparen und effizienter Nutzen durch Wärmedämmung und Sanierung
  • Richtiges Heizen und Lüften (moderat Heizen und Stoßlüften)
  • Niedrige Waschtemperaturen bei Geschirrspüler und Waschmaschine wählen
  • Stromfresser identifizieren und abschalten
  • Stand-By-Betrieb vermeiden

Mobilität:

  • Kurze Wege zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen
  • Wenn möglich, auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen
  • Fahrgemeinschaften bilden
  • Spritsparend Auto fahren
  • Autos mit geringem Treibstoffverbrauch oder alternativen Antrieben kaufen
  • Klimafreundlich in den Urlaub, d.h. Flugreisen weitgehend vermeiden

 Natur und Garten:

  • Respekt und Demut für die Natur und alle Mitgeschöpfe
  • Wildflächen schaffen, um Biodiversität zu fördern
  • Heimische Arten bevorzugen
  • Lebensräume schaffen und erhalten
  • Bäume pflanzen
  • Eigenkompostierung
  • Biologische Düngemittel verwenden
  • Keine Pestizide und andere Giftstoffe einsetzen
  • Minimale Bodenbearbeitung

 Arbeitsplatz:

  • Laptops haben einen geringeren Stromverbrauch als Stand-PCs
  • Papier sparen: wenn notwendig, doppelseitig ausdrucken
  • Recycling-Papier verwenden
  • Ausdrucke in Schwarz-Weiß anstatt in Farbe
  • Pflanzen im Büro erhöhen das Wohlbefinden und fördern die Konzentration
  • Büro Sharing

Wie lautet dein Fazit zum Thema Nachhaltigkeit?

Das waren viele hilfreiche Tipps und Ideen! Gib uns doch gerne dein abschließendes Fazit zu dem Thema.

Averbeck: Wie wir anhand der Liste feststellen können, sind die Möglichkeiten zur Umsetzung doch recht vielfältig und bieten für jeden von uns Ansatzpunkte für den Alltag. Auch bei uns im Gezeiten Haus nutzen wir einige dieser Ansätze bereits durchgängig, auch wenn wir in vielen Punkten durch diverse Einflüsse wie z.B. Corona noch nicht soweit sind, wie wir es ursprünglich konzipiert hatten.

Mein Motto lautet demnach privat und beruflich weiterhin: Nachhaltig in die Zukunft für eine bessere Lebensqualität und mehr Lebensfreude!

Jakob Averbeck ist Gärtner, Nachhaltigkeitsbeauftragter und Permaexperte. Zudem leitet er im Gezeiten Haus Schloss Eichholz die therapeutischen Gruppen der Erwachsenen sowie der Kinder und Jugendlichen.


Vielen Dank für das Gespräch und die fachliche Expertise!


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