Impulse zur Resilenzförderung

Resilienz stärken und psychischen Erkrankungen vorbeugen

25.10.2023

LESEZEIT: 2 MINUTEN

KATEGORIE: MENTALE GESUNDHEIT, RESILIENZ

 

Viele Menschen sind heutzutage hohem Leistungsdruck ausgesetzt – durch Wettbewerb im Job, Freizeitstress oder andere Anforderungen unserer Leistungsgesellschaft. Auch Ausgrenzung, Armut, Mobbing oder eine schwierige Familiensituation belasten Erwachsene sowie Kinder und Jugendliche zunehmend. Experten gehen davon aus, dass jeder zehnte Mensch an einer behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankung leidet.

Was ist Resilienz und kann man Resilienz fördern?

Wir haben bei unseren Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen nachgefragt, wie wir einem solch ungünstigen Entwicklungsverlauf entgegenwirken können und sind dabei unter anderem immer wieder auf das Thema der Resilienzförderung gestoßen.
Aber was meinen wir damit und warum kann die Förderung von Resilienzfähigkeiten hier Sinn machen?

Resilienz ist ein Begriff, der vielen Deutungen unterworfen und somit nicht eineindeutig zu fassen ist. Oft beschreiben wir sie mit Begriffen wie Problemlösungskompetenz, Wiederstandfähigkeit oder Flexibilität im Umgang mit Stress und meinen damit zum Beispiel die Fähigkeit, mit schwierigen Lebenssituationen umzugehen und dabei ein gutes Selbstwertgefühl zu bewahren.
Andere Resilienzmodelle bezeichnen sie als einen stetig dynamischen Prozess, bei dem sich die Gesamtbelastbarkeit des Systems (Mensch, Team, Organisation) aus der Bilanz von Schutzfaktoren und Risikofaktoren ergibt. Der Grad der Verletzlichkeit wird hiernach nicht nur durch Umweltfaktoren hergestellt, sondern auch durch individuelle Risikofaktoren wie beispielsweise dysfunktionale Antreiber oder emotionale Dissonanz. Resilienz wäre somit die Balance zwischen Stressoren und Protektoren, wobei für eine hohe psychische Gesundheit und Wohlbefinden die Schutzfaktoren die Risikofaktoren überwiegen sollten.


Wie lässt sich Resilienz nun aber fördern?
Wir denken, indem wir die Schutzfaktoren erhöhen, denn Resilienz ist keine angeborene Fähigkeit, die uns in die Wiege gelegt wird, sondern sie lässt sich ein Leben lang trainieren und weiter ausbauen. Dabei helfen auch schon kleine Veränderungen im Alltag. Wir wollen aufzeigen, welche Impulse das sein können.

Resilienzförderung ist Selbstfürsorge

Stärken Sie Ihre Netzwerkorientierung

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Daher ist soziale Unterstützung eine der wirkungsvollsten Schutzfaktoren gegen psychische Belastung. Ein solches Netz fängt uns auf, wenn wir ins Straucheln geraten. Nehmen Sie also Hilfe an. Insbesondere Menschen mit einem ausgeprägten inneren Antreiber „Mach es allen Recht“ oder „Sei stark“ neigen dazu, sich gerne viel zu viel aufzubürden, nicht um Unterstützung zu bitten oder sogar Hilfe abzulehnen. Dann ist es wertvoll, diese Antreiber zu erkennen und sich selbst zu erlauben, das soziale Netz nutzen zu dürfen. Pflegen Sie Ihre Beziehungen so gut wie möglich und halten Sie Kontakt zu Menschen, die Ihnen Kraft schenken, anstatt sie zu rauben.

Akzeptieren Sie Veränderungen als Teil des Lebens

Routinen vermitteln Stabilität und Sicherheit. Neues dagegen bedeutet potenziell eher Stress. Doch stellen Sie sich vor, es würde keine Veränderungen geben, wo würden wir dann heute stehen? Veränderung bedeutet auch Fortschritt. Und sicher wird es immer wieder auch Veränderungen im Leben geben, auf die Sie hätten verzichten können. Doch Veränderungen gehören zum Leben dazu. Wenn wir diese Tatsache akzeptieren können, fällt uns auch der Umgang mit Situationen leichter, auf die wir keinen Einfluss haben. Die Akzeptanz gibt uns in dem Fall sogar Kraft, uns auf die Aspekte des Lebens zu konzentrieren, die wir aktiv gestalten können.

Erhöhen Sie Ihren Selbstwert

Sie sind der Mensch, mit dem Sie am meisten Zeit verbringen. Aus diesem Grund ist eine gute Beziehung mit sich selbst, gekennzeichnet durch einen hohen Selbstwert, wichtig für eine starke Resilienz.

Ein Schritt in Richtung mehr Selbstwert ist es, unsere Selbstwerträuber zu finden. Das sind jene Gedankenmuster und Glaubenssätze, die unsere Selbstbewertung negativ beeinflussen. Um diese Selbstwerträuber zu entdecken, nehmen Sie sich eine Situation heraus, in der Ihr Selbstwert eher gering ist. Auf was richten Sie in solch einer Situation Ihre Aufmerksamkeit? Wie gehen Sie mit Ihren aufsteigenden Emotionen um? Und wie wohlwollend sind Sie zu Ihren inneren Seiten? Versuchen Sie einmal, diesen Fragen für sich selbst nachzugehen.

Kommen Sie in Kontakt mit sich selbst

In unserer Welt ist es leicht, den Kontakt zu sich selbst zu verlieren. Wir wollen möglichst effizient funktionieren, als wären wir Maschinen. Das Schöne aber ist, es gibt viele verschiedene Wege, diesen Kontakt wieder herzustellen. Eine der schnellsten Möglichkeiten ist zum Beispiel die Meditation. Lenken Sie einfach Ihre Aufmerksamkeit auf Ihren Atem, während Sie bewusst nichts tun. Allein fünf Minuten reichen täglich aus, um die eigene Selbstwahrnehmung und Selbstreflexion zu verbessern. Positiver Effekt: die eigene Resilienz wird gestärkt!

Kommen Sie ins Tun

Treffen Sie Entscheidungen und kommen so ins Tun, um die eigene Selbstwirksamkeit zu erfahren und zu stärken. Denn Selbstwirksamkeit ist ein wichtiger Schutzfaktor der Resilienz. Sie gibt uns Vertrauen dahingehend, dass unsere Handlungen auch relevante Auswirkungen haben. Sie ist der Schlüssel dazu, dass wir unsere Resilienz stärken und psychische Gesundheit aktiv herstellen können. Wenn Ihnen das Handeln schwer fällt, weil Sie beispielsweise vor einem schwierigen Projekt stehen und nicht wissen, wo sie anfangen sollen, helfen Ihnen folgende Fragen:

  • Welche innere Haltung hilft mir hier weiter?
  • Welche Haltung blockiert mich gerade?
  • Was habe ich für nützliche Fähigkeiten für das Projekt?
  • Was brauche ich, um weiterzukommen?
  • Wie fühle ich mich im Kontakt mit dem Projekt?

Kultivieren Sie eine optimistische Einstellung

Gerne tendieren wir dazu, dem Negativen mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Allerdings können Sie selbst etwas dafür tun, eine positivere Einstellung im Leben zu bewahren, um aktiv Ihre Resilienz zu stärken. Es geht dabei darum, eine innere Haltung zu kultivieren, mit der Sie zu einem realistischen Optimismus gelangen. Das bedeutet, es muss nicht alles super sein, sondern es geht darum zu erkennen, dass auch der Regen seine guten Seiten hat.

Drei Fragen helfen Ihnen dabei, eine positivere Einstellung anzueignen:

  • Was war heute gut?
  • Was soll sich gerade nicht ändern?
  • Wofür bin ich dankbar?

Fazit

Wenn Sie Ihre Resilienz wirklich stärken möchten, machen Sie es sich zur Gewohnheit, gut für sich selbst zu sorgen und die Verantwortung für das eigene Wohlbefinden zu übernehmen. In einem guten Zustand sind wir in Kontakt mit uns selbst und unseren Ressourcen. Wir können Stress besser aushalten und bleiben in unserer emotionalen Mitte. Was hilft Ihnen, in einen guten Zustand zu kommen? Wie können Sie mehr davon in Ihren Alltag einbauen? Wie schaffen Sie es, sich zu regulieren und an Situationen anzupassen? Genau das sind die Kernfragen der Resilienz.

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