EMDR in der Kinder- und Jugendpsychiatrie

Die Anwendung von EMDR in der klinischen Kinder- und Jugendpsychiatrie ist bisher unüblich. Im Schloss Eichholz haben wir damit im Juni 2023 begonnen.

EMDR in der Kinder und Jugenstherapie

Auch wenn es bereits zahlreiche ambulante Einrichtungen gibt, in denen EMDR mit Kindern und Jugendlichen praktiziert wird, so ist dies im klinischen Bereich doch bislang eher selten. Vor diesem Hintergrund betritt die Kinder- und Jugendpsychiatrie auf Schloss Eichholz mit der Entscheidung, EMDR als Therapieform bei Kindern und Jugendlichen anzuwenden, Neuland. Seit Juni dieses Jahres kommt die Methode hier zum Einsatz.

Einen hilfreichen Umgang mit Belastungen finden

„Für uns als Kinder- und Jugendklinik ist es wichtig, unser Methodenspektrum bei spezifischen Störungsbildern immer mehr auszuweiten. EMDR ergänzt die Methoden, die wir bereits nutzen. Das ist für unsere Arbeit und vor allem für unsere Patient*innen sehr bereichernd“, sagt Angelika Rieck, die gemeinsam mit Leonie Drees als Chefärztin für die Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie auf Schloss Eichholz verantwortlich ist.

 

EMDR als Baustein des Therapiekonzepts

Besonders geeignet sei die Methode bei der Behandlung psychosomatisch erkrankter Kinder und Jugendlicher. Vor dem Hintergrund, dass viele von ihnen sich schwer damit tun, die eigenen Emotionen wahrzunehmen und auszudrücken, unterstütze EMDR die Kinder und Jugendlichen darin, einen hilfreichen Umgang mit belastenden Erinnerungen oder Gedanken an die Zukunft zu finden. Ziel der Therapie sei es, die individuelle Lern- und Krankengeschichte unter besonderer Berücksichtigung belastender Lebensereignisse aufzuarbeiten.

Um EMDR als Baustein des therapeutischen Gesamtansatzes auf Schloss Eichholz zu etablieren, arbeiten Angelika, Leonie und ihr Team eng mit Dr. Arne Hofmann, dem Gründer des EMDR-Institutes® Deutschland zusammen. Hofmann hat bereits seit 1992 Erfahrungen im Aufbau und der Leitung verschiedener Modell-Einrichtungen für psychisch traumatisierte Patient*innen, er ist Mitglied der deutschen Leitlinienkommission für Posttraumatische Belastungsstörungen und lehrt, forscht, und publiziert international. Angelika ist überzeugt: „Mit der Weiterbildung unserer Mitarbeiter*innen sind wir beim EMDR-Institut® in den besten Händen. Perspektivisch planen wir mit acht EMDRIA-zertifizierten Therapeut*innen. Das ist mehr als die Hälfte des gesamten KiJu-Teams.“

 

Positive Erfahrungen in der Praxis

Lia Humer zählt zu den Therapeutinnen, die bereits einen Teil der Weiterbildung durchlaufen haben. Die 30-jährige Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin und Leitende Psychologin integriert EMDR heute schon in ihre Arbeit und ist froh um die zusätzlichen Möglichkeiten, die in der Behandlung ihrer Patient*innen entstehen. „Ich bin sehr beeindruckt, wie wirksam die Methode ist. Bei den meisten Patient*innen, bei denen wir EMDR eingesetzt haben, hat dies zu einer enormen Entlastung beigetragen. Das konnte ich mir in der Form vorher gar nicht vorstellen.“

Die Patient*innen, mit denen Lia arbeitet, sind 13 Jahre alt oder älter. Sie alle bringen belastende Erinnerungen mit, z.B. an Momente, in denen sie sich ängstlich, traurig, hilflos, einsam, wütend, abgelehnt oder ohnmächtig gefühlt haben. Lebenserfahrungen, die immer noch sehr vieles auslösen, obwohl sie lange zurückliegen.
Genau in solchen Fällen könne EMDR eine enorme Wirkung erzielen, berichtet Lia. Für sie ist es ein Weg, der zukünftig noch sehr interessant sein werde, wobei bei den jugendlichen Patient*innen auf Schloss Eichholz die Stimulation in der Regel über Augenbewegungen erfolge. Vor allem jüngere Kinder oder Kinder im Säuglingsalter könnten prinzipiell aber auch über ein abwechselndes Tippen auf die Handrücken des Kindes oder mittels akustischer Töne über einen Kopfhörer stimuliert werden. Dies spielt auf Schloss Eichholz bislang aufgrund der älteren Zielgruppe keine Rolle, es zeigt aber, dass je nach Alter und Situation jeweils das Verfahren ausgewählt werden kann, das für das Kind oder den Jugendlichen passend und angenehm ist. 

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