Zwangserkrankungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Schätzungsweise 1-3 % der Kinder und Jugendlichen in Deutschland leiden an Zwangsstörungen bzw. unter Zwangserkrankungen.

Rituale gehören zum Leben. Sie geben den Kindern und Jugendlichen Ordnung und Sicherheit. Wenn das Kind oder der Jugendliche durch diese Rituale zunehmend im Alltag eingeschränkt ist, besteht die Gefahr, dass aus den Ritualen unter Umständen Zwangserkrankungen werden. Zwangserkrankungen werden von den Kindern und Jugendlichen nicht mehr als ein Ritual wahrgenommen, sondern als sinnlos und quälend. Den Betroffenen ist bewusst, dass sie ohne Hilfe die Zwänge nicht loswerden können.

Was ist eine Zwangserkrankung (Zwangsstörung)?

Eine Zwangserkrankung, auch Zwangsstörung genannt, ist eine häufig auftretende psychische Störung, auch bei Kindern und Jugendlichen. Menschen mit Zwangserkrankungen haben immer wieder unerwünschte Gedanken und Handlungen, die als Zwangsgedanken und Zwangshandlungen bezeichnet werden. Diese Zwänge dienen der Suche nach innerer Sicherheit, können aber das Leben der Betroffenen stark einschränken. Sie versuchen, unangenehme Impulse und Ängste zu vermeiden. Die Zwänge verlieren jedoch zunehmend ihren Sinn und breiten sich auf immer mehr Bereiche des Lebens aus. Das kann sehr belastend sein und die Betroffenen versuchen oft, ihre Störung geheim zu halten. Eine Therapie kann helfen. Im Laufe der Zeit kann sich die Situation verschlimmern, da die Zwangsgedanken zu großer Unsicherheit führen. Die Betroffenen versuchen dann, Situationen zu vermeiden, die Zwangshandlungen auslösen könnten. Das führt zu starken Einschränkungen im Alltag und belastet die Betroffenen und ihre Angehörigen.

 

Symptome von Zwangserkrankungen

Die Symptome von Zwangserkrankungen können auf verschiedene Weisen auftreten. Einige Betroffene leiden hauptsächlich unter Zwangsgedanken, andere hauptsächlich unter Zwangshandlungen. Nur wenige haben ausschließlich Zwangsgedanken, meist treten beide Formen gemeinsam auf. Es können auch Zwangsimpulse auftreten. Zwangsgedanken Bei Zwangsgedanken drängen sich immer wiederkehrende und hartnäckige Vorstellungen und Ideen in die Gedanken der Betroffenen, obwohl sie das nicht wollen. Zum Beispiel können quälende Gedanken auftreten, dass man einer geliebten Person schaden oder sogar töten könnte. Diese Gedanken werden auch als Zwangsimpulse bezeichnet. Es können auch wiederkehrende sexuelle Gedanken auftreten. Manche Menschen haben sogenannte "magische" Ängste, bei denen sie glauben, dass ihre Gedanken Katastrophen verursachen könnten. Solche Gedanken lösen Angst- und Schamgefühle aus. Das führt dazu, dass die Betroffenen bestimmte Situationen vermeiden und oft nicht über ihre Probleme sprechen möchten. Sie haben oft Angst, dass andere sie nicht verstehen oder ablehnen. Oft treten Zwangsgedanken zusammen mit Zwangshandlungen auf.

Zwangsstörungen beginnen bei Kindern häufig im Alter zwischen 7 und 12 Jahren.

 

Was sind Anzeichen für Zwangsstörung? Wie können Eltern erkennen, dass ihr Kind erkrankt ist?

Als Eltern können Sie  Anzeichen einer Zwangserkrankung ihres Kindes feststellen, indem Sie auf Veränderungen im Verhalten, in der Stimmung oder in der Funktionsfähigkeit Ihres Kindes achten. Zwangserkrnkte verspüren einen starken inneren Drang, Dinge zu denken oder zu tun, die sie selbst – zumindest zu Beginn der Symptomatik – für unsinnig oder übertrieben halten. Der Versuch, sich gegen diesen Drang zu wehren, gelingt meist nicht oder führt sogar zu einer Zunahme der Gedanken und Impulse.

Hier sind einige mögliche Anzeichen von Zwangserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen, die Eltern möglicherweise feststellen können:

  • Wiederholtes und zwanghaftes Verhalten: Das Kind kann bestimmte Handlungen immer wieder ausführen, wie zum Beispiel Händewaschen, Zählen oder Überprüfen von Dingen. 
     
  • Zwanghafte Gedanken: Das Kind kann immer wieder unerwünschte und belastende Gedanken haben, die es nicht kontrollieren kann.
     
  • Angst und Unruhe: Kinder mit Zwangserkrankungen können häufig ängstlich, nervös oder unruhig sein.
     
  • Vermeidungsverhalten: Das Kind kann bestimmte Situationen oder Orte meiden, um die Angst vor zwanghaften Gedanken oder Handlungen zu verringern.
     
  • Perfektionismus: Kinder mit Zwangserkrankungen können einen übermäßigen Drang haben, Dinge perfekt zu machen oder bestimmte Regeln einzuhalten.
     
  • Stimmungsschwankungen: Zwangserkrankungen können auch zu Stimmungsschwankungen führen, wie zum Beispiel Reizbarkeit oder Traurigkeit.
     
  • Beeinträchtigung im Alltag: Wenn die Zwangserkrankung das normale Funktionieren des Kindes beeinträchtigt, zum Beispiel in der Schule, in sozialen Situationen oder bei täglichen Aktivitäten.

Als Eltern können Sie diese Anzeichen möglicherweise feststellen, indem Sie auf Veränderungen im Verhalten, in der Stimmung oder in der Funktionsfähigkeit Ihres Kindes achten. Wenn Sie Bedenken haben, ist es wichtig, professionelle Hilfe von einem Kinder- und Jugendpsychiater oder Psychologen zu suchen, um eine genaue Diagnose und angemessene Unterstützung zu erhalten.

Was können die Ursachen von Zwangserkrankungen und Zwangsstörungen bei Kinder- und Jugendlichen sein?

Viele Eltern fragen sich während der Abklärungsphase, ob sie die Krankheit ihres Kindes durch  "falsches" Erziehungsverhalten der Eltern verusacht wurde. Bei Zwangserkrankungen wird von einem multifaktoriellen Entstehungsmodell ausgegangen, das neurobiologische, psychologische und familiäre Faktoren berücksichtigt . Es ist daher sicher zu sagen, dass weder Eltern noch Kind "schuld" an einer Zwangserkrankung sind. Die Ursachen von Zwangserkrankungen können durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden. Wenn mehrere Risikofaktoren zusammenkommen, kann dies das Risiko einer Erkrankung erhöhen. Einige der Risikofaktoren sind:

  • Genetische Veranlagung: Obwohl der genetische Zusammenhang als gering eingeschätzt wird, treten Zwangsstörungen häufiger bei Kindern auf, wenn beide Elternteile betroffen sind.
     
  • Erziehungsstile: Hohe Erwartungen und ständige Kritik können Unsicherheit verstärken und das Risiko einer späteren Erkrankung erhöhen.
     
  • Seelische Belastungen: Traumatische Erfahrungen oder negative Ereignisse können zu einer Zwangserkrankung führen.
     
  • Neurobiologische Faktoren: Studien haben gezeigt, dass eine erhöhte Durchblutung bestimmter Hirnbereiche mit Zwangsstörungen in Verbindung gebracht werden kann. In solchen Fällen können Medikamente helfen.
     
  • Persönlichkeitsstruktur: Menschen mit einer Veranlagung zum Perfektionismus sind tendenziell anfälliger für die Entwicklung von Zwangserkrankungen. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Faktoren nicht allein für das Auftreten einer Zwangserkrankung verantwortlich sind. Die genaue Ursache kann von Person zu Person unterschiedlich sein und erfordert eine individuelle Betrachtung

Behandlungsansätze von Zwangserkrankungen und Zwangsstörungen bei Kindern und Jugendlichen

Es gibt verschiedene Behandlungsansätze, die bei Kindern und Jugendlichen mit Zwangserkrankungen eingesetzt werden können. Die Wahl der Behandlung hängt immer von den individuellen Bedürfnissen und der Schwere der Erkrankung ab. 

1. Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): Die KVT ist eine der effektivsten Therapiemethoden bei Zwangserkrankungen. Sie zielt darauf ab, die Zwangsgedanken und Zwangshandlungen zu erkennen und zu verändern. Durch gezielte Übungen und Techniken lernen die Kinder und Jugendlichen, ihre Ängste zu bewältigen und alternative Verhaltensweisen zu entwickeln.

2. Medikamentöse Therapie: In einigen Fällen kann eine medikamentöse Behandlung in Betracht gezogen werden. Bestimmte Medikamente, wie selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), können helfen, die Symptome der Zwangserkrankung zu reduzieren. Die Entscheidung über den Einsatz von Medikamenten sollte jedoch immer in Absprache mit einem Facharzt getroffen werden.

3. Familientherapie: Die Einbeziehung der Familie in die Therapie kann hilfreich sein, um das Verständnis für die Erkrankung zu fördern und Unterstützung im Alltag zu bieten. Familientherapie kann auch dazu beitragen, familiäre Dynamiken zu verbessern und die Kommunikation zu stärken.

4. Unterstützungsgruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen in Unterstützungsgruppen kann eine wertvolle Ergänzung zur individuellen Therapie sein. Hier können Kinder und Jugendliche Erfahrungen teilen, sich gegenseitig unterstützen und von den Erfolgen anderer lernen.

5. Psychoedukation: Die Vermittlung von Wissen über die Zwangserkrankung und deren Behandlung ist ein wichtiger Bestandteil der Therapie. Durch Psychoedukation können Kinder und Jugendliche ein besseres Verständnis für ihre Erkrankung entwickeln und lernen, mit ihr umzugehen. Es ist wichtig zu beachten, dass die Behandlung individuell auf das Kind oder den Jugendlichen abgestimmt sein sollte. Eine frühzeitige Diagnose und Intervention sind entscheidend, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern."

Zwangshandlungen und Zwangsgedanken bei Kindern und Jugendlichen sollten stationär behandelt werden, wenn sie erhebliche Beeinträchtigungen im Alltag verursachen, die die schulische Teilnahme, soziale Interaktionen und das psychische Wohlbefinden stark behindern. Eine solche Behandlung kann notwendig sein, wenn ambulante Ansätze nicht ausreichend sind, um die Symptome zu kontrollieren, oder wenn akute Krisen oder Sicherheitsrisiken auftreten, die eine intensive, rund um die Uhr Überwachung und Therapie erfordern. Die stationäre Behandlung ermöglicht eine gezielte, umfassende Intervention, um die Lebensqualität des Kindes oder Jugendlichen zu verbessern und langfristige Bewältigungsstrategien zu entwickeln.

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