Selbstgegenwärtigkeit leben mit Hilfe von Meditation

In den Kliniken unserer Gezeiten Haus Gruppe umfasst die Therapie verschiedene psychotherapeutische Angebote. Aufgrund des ganzheitlichen Behandlungsansatzes bieten wir jedoch auch achtsamkeitsbasierte, körpertherapeutische Gruppen an. Eine davon ist die angeleitete Meditation.

Auch im Therapieplan unserer Tagesklinik Oberhausen finden sich derartige Meditationsangebote wieder. Was aber ist das Besondere an der Meditation? Gemeinsam mit Chefarzt Prof. Dr. Walter Machtemes wollen wir uns diesen und weiteren Fragen rund um die Meditation widmen.

Was verstehen Sie unter Meditation?

Machtemes: Meditation ist aktuell ein großer Modebegriff für eine mehr als 2.500 Jahre alte Tradition aus dem asiatischen Raum. Ich meine damit die Methode des „Sich-Übens in Achtsamkeit und Gegenwärtigkeit“, um unsere Aufmerksamkeit bewusst zu lenken und das Denken, Fühlen und Erleben zu beeinflussen. Das kann in Form von stillem Sitzen, passieren, aber ebenso während einer bewussten Bewegung stattfinden wie Qi Gong oder einem Waldspaziergang. Wichtig ist dabei einfach, dass Bewegung und Atmung zueinander finden, um unter anderem die beruhigende und entspannende Wirkung zu erzielen, die auch erwünscht ist.

Welchen Seins-Zustand beschreiben wir damit Ihrer Ansicht nach?

Machtemes: Für mich ist es eine intensive Form der Selbst- und Weltwahrnehmung. Es geht um den Moment, das Jetzt im Alltag und im Leben. Dieser Bewusstseinszustand stellt das unmittelbare Erleben und Erfassen in den Vordergrund. So können Gefühle und der Zustand der eigenen Körperlichkeit wahrgenommen werden, ohne sich von störenden Außenreizen und Gedanken ablenken zu lassen.

Warum macht es Sinn, sich darauf einzulassen?

Machtemes: Alle inneren Prozesse und Programmierung können ohne Wertung zur Kenntnis genommen werden. Nur das Atmen und der Augenblick sind wichtig, um dir deiner Selbst gewahr zu werden. Es ist eine sanfte Form der Selbsterforschung und der Grundstein für ein gesundes Selbstgebäude.

Warum ist es wichtig, eine regelmäßige Übungspraxis umzusetzen?

Machtemes: Bei der Meditation verhält es sich wie mit vielen Dingen im Leben, es braucht Übung, um in die Tiefe der Materie eintauchen zu können und den wahren Wert zu erkennen. Das geht verständlicherweise nicht von heute auf morgen, sondern bedarf der ständigen Wiederholung, ein ständiges „Sich-Einlassen“ auf die aktuelle Situation. Denn der Moment ist das einzig Wirkliche und wenn du dich erfahren willst, ist das regelmäßige Verweilen in der Gegenwart die Chance dazu.

Welche Erfahrungen können mit regelmäßiger Meditation einhergehen?

Im Grunde geht es am Ende um die Selbstgegenwärtigkeit. Sie ist dein innerer Sinn. In der Selbstgegenwärtigkeit bist du gleichzeitig Urheber und Schöpfer deiner Welt. So kannst du dir alle Tage „zu-eigen“ machen und deine Spontanität, deine Freiheit, dein Leben genießen. Ist das nicht ein erstrebenswertes Ziel?

Über Prof. Dr. Walter Machtemes

Seinen therapeutischen Arbeitsschwerpunkt findet er bei den suchenden Menschen, die sich selbst und ihre körperliche, seelische und soziale Sicherheit (vorübergehend) verloren haben. Gemeinsam mit diesen Menschen will er hinter die Fassaden des Alltags schauen, mit ihnen zusammen seelische und soziale Konflikte auflösen und dabei helfen, innere und äußere Harmonien in unterschiedlicher Hinsicht wiederherzustellen.

Als Autor zahlreicher Bücher und wissenschaftlicher Veröffentlichungen geht es ihm darum, Themen differenziert zu beleuchten und neue Perspektiven einzunehmen, auch mit dem Ziel, seine Leserinnen und Leser nachdenklich zu machen und zur Reflexion anzuregen. Gepaart mit seiner Vorliebe für Kunst und Malerei lässt er seine Bücher auch mit Bildern und Zeichnungen illustrieren, so dass wunderbar kontemplative Werke entstehen. Bei Interesse finden Sie eine Auswahl auf folgender Website www.oberhausen-psychotherapie.de