Keith Rios TCM-Therapeut in der Kinder- und Jugendklinik

Kreativität ist Balance und das sein Weg. Ein Portrait unseres TCM-Therapeuten in der Gezeiten Haus Kinder- und Jugendklinik (KJP)

18.01.2024

LESEZEIT: 3 MINUTEN

KATEGORIE: PORTRAIT, THERAPEUT KINDER UND JUGENDPSYCHIATRIE

 

Seit Mitte Juni ist Keith Rios als Kung Fu-, Tai Chi- und Qi Gong-Lehrer sowie TCM-Therapeut in der Kinder- und Jugendklinik im Gezeiten Haus Schloss Eichholz tätig. Sein Weg zu uns ist gekennzeichnet durch viele Stationen des Lehrens und Lernens. Wir fragten nach, was ihn antreibt und welche Erfahrungen und Erkenntnisse er den Kindern und Jugendlichen hier bei uns gerne mitgeben möchte.

Lebensstationen von Sifu Keith Rios De Nasciemeto

Keith wird 1977 in England geboren und zieht dreijährig mit seinen Eltern nach Brasilien, wo er bis zum 20. Lebensjahr bleibt.Er gehört zur sechsten Generation der Nachkommen des Choy Lee Fut (CLF) Kung Fu Stils, einem der am weitesten verbreiteten Stile außerhalb Chinas. Nachdem er Judo von seinem Vater gelernt hatte, trainierte er auch Taekwondo, Muay Thai (Thaiboxen), Hung Gar Kung Fu und begann schließlich 1994 in Rio de Janeiro mit dem Training des Choy Lee Fut Kung Fu Stils.
Im Jahr 2001 kam er erstmals nach Deutschland, um an der Universität zu studieren. Er studierte 2 Semester Grafikdesign an der SAE Institut und 3 Semester Japanisch und Chinesisch an der Universität zu Köln. Gleichzeitig arbeitete er als Botschafter der Kampfkünste und begann, das Choy Lee Fut Kung Fu der Poon Sing Linie in Deutschland zu verbreiten.
Motiviert durch die Leidenschaft für die Kampfkunst und den Wunsch, seine Fähigkeiten stets weiterzuentwickeln, reist er 2013 nach Hong Kong, wo er auf diverse Schulen und Großmeister trifft, die ihn ausbilden. Schließlich kommt er 2016 nach Deutschand zurück und erwirbt bis 2022 in mehreren Schritten seinen Abschluss in chinesischer Medizin am Shen Men Institut Düsseldorf. Keith ist verheiratet und hat einen Sohn. Seit Juni 2023 arbeitet er im Gezeiten Haus.

Kreativität ist Balance und das ist mein Weg

Seit Mitte Juni ist Keith Rios als Kung Fu-, Tai Chi- und Qi Gong-Lehrer sowie TCM-Therapeut in der Kinder- und Jugendklinik im Gezeiten Haus Schloss Eichholz tätig. Sein Weg zu uns ist gekennzeichnet durch viele Stationen des Lehrens und Lernens. Im Artikel erzählt er uns, was ihn antreibt und welche Erfahrungen und Erkenntnisse er den Kindern und Jugendlichen hier bei uns in der Kinder- und Jugendklink (KJP) gerne mitgeben möchte. 

Keith Erfahrungsreise begann bereits im Alter von zehn Jahren, als sein Vater ihn regelmäßig unterrichtete und ihm die ersten Grundlagen körperlicher und mentaler Kampfkunsttechniken vermittelte. Bis zum 20. Lebensjahr verfolgte er neben dem Studium von Mathematik, Design und Englisch konsequent den Weg der Kampfkunst und trainierte hart. Dennoch verspürte er den Wunsch, sein Leben zu verändern und machte sich daher auf einen komplett neuen Weg. Rückblickend sagt er über diese Zeit: „Ich wusste damals nicht, was ich wirklich wollte, nur, dass ich meinen Weg finden will. So kam mir die Idee, einfach noch einmal bei Null zu starten. Und das erschien mir in einem anderen Land als Brasilien leichter.“ Keith entschied sich nach eingehenden Überlegungen dazu, den Neustart in Deutschland zu wagen. 

Doch seine Suche ging weiter und brachte ihn schließlich nach Asien. Sein innerer Drang, noch mehr zu verstehen und die komplexen Zusammenhänge von Körper und Psyche der Menschen zu deuten, machten ihn zu einem Schüler einiger besonderer Meister. Diese unterrichteten und beflügelten ihn und so entdeckte er in dieser Zeit unter anderem auch die ursprüngliche Einheit von Kung Fu und TCM. Endlich fand er, wonach er strebte: Die konkrete Umsetzung der alten Weisheiten in einen praktischen Nutzen. Keith dazu: „Heute trennen wir die Dinge gerne, als wären es unterschiedliche Themen, aber früher
gehörte dieses Wissen zusammen, das hat mich inspiriert.“ So machte es für ihn Sinn, auch den letzten Schritt seines Ausbildungswegs zu gehen und sich schließlich in TCM ausbilden zu lassen.

Parallel verfolgte er weitere kreative Projekte, zum Beispiel die Herausgabe eines Buches mit dem Titel: „ZenZinho - the way oft he zen warrior“, das er als Illustrator und Autor gemeinsam mit seinem langjährigen Weggefährten Rodrigo A. Roxo 2020 veröffentlichte. Es ist das Ergebnis einer langen Reise durch die Erkenntniswelt, gepaart mit dem Wunsch, sein gesammeltes Wissen auf leicht verständliche Weise an junge Menschen weiterzugeben. Keith: „Ich wollte nicht, dass all das
Wissen verloren geht und so kam uns die Idee, anstelle des Schreibens komplexer Texte, die für Kinder uninteressant und schwer zu verstehen sind, eine Art Comic zu kreieren. ie Erfahrung aus der Zeichentrickfilmerei half uns dabei und so entstand ZinZinho.

Mittlerweile vermittelt Keith sein Wissen persönlich an junge Menschen und zwar in Form von Gruppen- und Einzelangeboten in der Kinder- und Jugendklinik auf Schloss Eichholz. Er freut sich sehr darüber, das Gelernte anzuwenden und seine Erfahrungen zu teilen. Die Kinder und Jugendlichen profitieren seiner Meinung nach davon, zumal ihm wichtig ist, zu zeigen, dass es keine Standardangebote sind. „Es gibt kein Kung Fu für alle, jedes Kind braucht etwas anderes und so richte ich auch die individuellen Übungen aus“, betont Keith. Für einige sei es eine Überwindung, andere wiederum zeigten direkt Begeisterung. Wesentlich sei für ihn bei dieser Form der Köperarbeit die Wahrnehmung der authentischen Körpersprache. Über sie vermag erseine Patient*innen besser zu „erfassen“, es helfe ihm auch bei der Anwendung weiterer Körpertherapien
wie z.B. Tuina, Taping oder Elektroakupunktur.


Über sich sagt Keith: „Ich bin ein TCM-Mensch“. Damit meint er, dass er stets versucht, in Balance zu bleiben und sich gerne zwischen Yin und Yang wiederfindet. Dies sei in jüngeren Jahren nicht der Fall gewesen, da habe er vieles übertrieben, besonders das Training. Jetzt aber sei es ihm sehr wichtig, das Gleichgewicht zu halten und – wenn möglich – den Mittelweg zu wählen. Denn das fühle sich für ihn am besten an.

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