Angststörungen und Panikattacken – wenn Ängste den Alltag bestimmen
Angst und Panik sind eigentlich kluge Überlebensstrategien der Natur, die schon vor Jahrtausenden unseren Vorfahren halfen, gefährliche Situationen zu vermeiden oder angemessen darauf zu reagieren.
Schwitzen, Zittern, Herzrasen – die klassische Reaktion, wenn Angst in uns aufsteigt und der Körper Alarm schlägt. Wenn Sie zum Beispiel im Straßenverkehr in letzter Sekunde einen Unfall vermeiden konnten, sollte Ihnen diese Reaktion bekannt vorkommen. Ein gutes Zeichen, dass das körpereigene Warnsystem funktioniert und alle Ressourcen gebündelt bereitgestellt wurden, um rechtzeitig auf die Gefahr zu reagieren.
Bei manchen Menschen treten diese Angstreaktionen allerdings nicht mehr nur dann auf, wenn Sie sich in akuter Gefahr befinden oder sich vor einer dicken Spinne erschrecken, die gerade unerwartet die Kellerwand entlang krabbelt. Der Körper schaltet bereits bei vermeintlich ungefährlichen Situationen oder sogar nur beim bloßen Gedanken an sie in Alarmbereitschaft. Gefahren werden hinter jeder Ecke vermutet und Sorgen um die Zukunft sind ein ständiger Begleiter im täglichen Leben. Ein Teufelskreis, der mit einer gezielten Psychotherapie unterbrochen werden kann, um wieder selbstbestimmt und sorgenfreier Leben zu können.
Von Angst und Panik zur Angststörung
Dass wir uns in gewissen Situationen und Lebensereignissen sorgen, gehört zum Leben dazu. Betroffene, die unter einer Angststörung leiden, haben allerdings nahezu ständig Ängste und Sorgen oder geraten in engen Räumen wie der Straßenbahn in einen unkontrollierbaren Panikmodus. Die Angst nimmt einen so hohen Stellenwert im Leben ein, dass der Leidensdruck immer weiter zu nimmt.
Betroffene, deren Ängste sich nicht auf Enge, Höhe oder eine andere bestimmte Situation beziehen, sind gedanklich permanent mit zukünftig eintreffenden Ereignissen beschäftigt, die einen ungünstigen Ausgang nehmen könnten. Sorgen um den Arbeitsplatz, die Ehe und die Familie. Angst vor Unfällen, Naturkatastrophen, Krankheiten und Tod. Nahezu alle Lebensbereiche werden von der unkontrollierbaren Furcht überschattet. Mit einer Angststörung zu leben, ist nicht nur psychisch und körperlich äußerst belastend, sondern auch mit Enttäuschung und Frustration verbunden, denn oft wird ihnen mit Unverständnis begegnet. Denn was Außenstehende nur schwer verstehen: Eine Angststörung lässt sich nicht steuern oder unterdrücken.
Spätestens wenn Betroffene anfangen, ihren Alltag auf ihre Ängste auszurichten, sollte an eine ernsthafte Angststörung gedacht werden. Sie verlassen beispielsweise nur noch selten das Haus, aus Angst, einem Überfall zum Opfer zu fallen. Oder es werden Umwege in Kauf genommen, um die öffentlichen Verkehrsmittel zu meiden. Häufig haben diese Vermeidungstaktiken auch Auswirkungen auf die Familie und den Freundeskreis, da sie sich zwangsläufig an die Einschränkungen des Betroffenen anpassen. Nicht selten führt das zu Einsamkeit und erhöht außerdem das Risiko für Depressionen und andere psychische Erkrankungen. Auch der Griff zu Beruhigungsmitteln und Alkohol sind keine Seltenheit und neben Depressionen häufige Nebendiagnosen bei Angststörungen und Panikattacken.
Symptome bei Angst- und Panikstörungen
Angststörungen entwickeln sich meistens über Monate hinweg und schleichen sich unbemerkt in den Alltag der Betroffenen ein. Lassen sich Ängste und Sorgen anfangs noch regulieren, steigt der Leidensdruck der Betroffenen mit der Zeit an und neben psychischen Beschwerden kommen auch körperliche Symptome hinzu.
Folgende Symptome treten bei Angststörungen häufig auf:
- Gedanken rotieren um existentielle Themen wie Beruf, Familie, Gesundheit
- Depressionen
- Konzentrationsstörungen
- Schlafstörungen
- Nervosität und innere Unruhe
- Reizbarkeit
- Nacken- und Rückenschmerzen
- Kribbeln in der Magengegend
- Verdauungsstörungen
Folgende Symptome bei Panikattacken treten häufig auf:
- Atemnot
- Schwindel
- Todesangst
- Engegefühl im Hals
- Herzrasen und Beklemmungen in der Brustgegend
- Zittern
- Muskelverspannungen
- Taubheitsgefühle
- Benommenheit
- übermäßiges Schwitzen
- Übelkeit
Angst, Panik oder Phobie: die häufigsten Formen von Angststörungen
Angststörungen zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen überhaupt (Quelle: Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V.). Laut dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) erhalten schätzungsweise 5% aller Menschen im Laufe des Lebens die Diagnose Angststörung. Statistisch gesehen leiden Frauen und junge Erwachsene am häufigsten unter dieser Erkrankung. Bei Männern steht die Angststörung sogar noch vor Depressionen. In der Praxis werden Angststörungen je nach Erkrankungsbild spezifisch unterteilt.
Mit der passenden Therapie Ängste gezielt abbauen
Angst- und Panikstörungen lassen sich mit einer Psychotherapie in den Griff kriegen. Auch wenn Scham und Zweifel groß zu sein scheinen: Wer bereit ist die psychische Erkrankung anzunehmen und den Mut aufbringt, sich Unterstützung zu suchen, ist den ersten Schritt in die richtige Richtung bereits gegangen. Wenn eine ambulante Psychotherapie an ihre Grenzen stößt, kann ein stationärer Aufenthalt in einer Fachklinik mit integrativen Therapieansätzen vielversprechender sein.
In unseren psychosomatischen Fachkliniken ermitteln wir während der Behandlung gemeinsam mit dem Patienten die Ursachen und die Auslöser der Angsterkrankung und begleiten sie auf ihrem Weg, Ängste und Sorgen abzubauen. Unsere Ärzte und Therapeuten finden gemeinsam mit dem Patienten das passende Tempo, den Angstauslösern zu begegnen, diese zu betrachten und neue Strategien zu entwickeln, um bewusster mit auslösenden Situationen umgehen zu können.