Regie führen über seine Gedanken, sein Handeln und die eigene Lebensplanung. Vertrauen zu haben in andere Menschen und sich selbst. Das ist die Basis, um ein befreites und wesensnahes Leben zu führen. Bei einem Trauma geht diese Lebensgrundlage verloren.

Eine Traumaerkrankung ist keine Lappalie oder einfache Entwicklungs- störung aus der Kindheit.

Wir wissen heute, dass Traumatisierung im Kindesalter in aller Regel schwerwiegende Kurz- und Langzeitfolgen nach sich zieht. Die wichtigsten ähneln dem psychotraumatischen Belastungssyndrom bei Erwachsenen. Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) bei Kindern und Jugendlichen finden heute immer stärkere Beachtung, da die negativen Auswirkungen auf die biologische, psychologische und soziale Entwicklung deutlich erkennbar sind.

Leben mit einer Trauma-Folgestörung

Die wichtigsten Merkmale gleichen denen, die auch bei Erwachsenen bei der Posttraumatischen Belastungsstörung auftreten, jedoch sollte beachtet werden, dass Kinder mit den ihrem Erntwicklungsstand zugehörigen Verhaltensweisen reagieren.

  • Wiederkehrende, sich aufdrängende Erinnerungen.
     
  • Sich ständig wiederholende Verhaltensweisen. Im „traumatischen Spiel" wiederholen Kinder beständig das traumatische Ereignis. Die Kinder haben oft kein Bewusstsein für den Zusammenhang zwischen Spiel und Ereignis.
     
  • Ängste. Diese richten sich auf die traumatische Situation und tauchen immer wieder auf, wenn etwas an das Trauma erinnert (Flashbacks)
     
  • Veränderte Einstellung zu Menschen, zum Leben und zur Zukunft. Verlust des Vertrauens und negative Erwartungen an das Leben.

Trauma als Ursache wird nicht erkannt

Dass sich hinter Depressionen, Angst- und Panikstörungen, Suchterkrankungen, Konzentrationsstörungen, aggressivem Verhalten sowie chronischen Schmerzen auch ein Trauma verbirgt, wird oftmals nicht erkannt. Therapien, die nur die Symptome behandeln, bleiben damit an der Oberfläche und wirken unzureichend.

Es gibt mehrere Gründe, warum Trauma bei Kindern und Jugendlichen oft nicht erkannt wird:

  • Mangelndes Bewusstsein: Viele Menschen, einschließlich Erwachsener, haben möglicherweise kein ausreichendes Verständnis dafür, wie Trauma bei Kindern und Jugendlichen auftreten kann. Trauma wird oft mit physischen Verletzungen in Verbindung gebracht, während emotionale und psychologische Traumata möglicherweise weniger offensichtlich sind.

  • Symptomatische Vielfalt: Trauma äußert sich bei Kindern und Jugendlichen auf vielfältige Weise. Manche Kinder zeigen offensichtliche Anzeichen wie Ängstlichkeit, Schlafstörungen oder plötzliche Verhaltensänderungen, während andere Kinder möglicherweise eher in sich gekehrt sind und keine äußeren Symptome zeigen.

  • Entwicklungsstadien: Kinder durchlaufen verschiedene Entwicklungsstadien, und ihre Reaktionen auf Traumata können je nach Alter unterschiedlich sein. Manchmal werden die Auswirkungen von Traumata fälschlicherweise als normale Entwicklungsschwankungen abgetan.

  • Verleugnung oder Minimierung: Erwachsene, die für das Wohl eines Kindes verantwortlich sind, könnten aus verschiedenen Gründen dazu neigen, Trauma zu leugnen oder zu minimieren. Dies kann auf eigene Unsicherheiten, Schuldgefühle oder die Angst vor Konsequenzen hindeuten.

  • Kommunikationsbarrieren: Kinder und Jugendliche können Schwierigkeiten haben, ihre Gefühle und Erfahrungen in Worte zu fassen, insbesondere wenn es um traumatische Ereignisse geht. Dies kann es für Erwachsene schwierig machen, das Ausmaß des Erlebten zu erkennen.

  • Kulturelle Faktoren: Kulturelle Unterschiede können die Wahrnehmung von Trauma beeinflussen. In einigen Kulturen ist es weniger üblich, über emotionale Schwierigkeiten zu sprechen, was dazu führen kann, dass Trauma versteckt bleibt.

  • Scham und Schuldgefühle: Kinder könnten sich schuldig fühlen oder denken, dass sie das Trauma selbst verursacht haben. Dies kann dazu führen, dass sie sich zurückziehen und nicht über ihre Erfahrungen sprechen.

  • Fehlende Informationen: In einigen Fällen sind Erwachsene möglicherweise nicht über die traumatischen Ereignisse informiert, die ein Kind erlebt hat, sei es aufgrund von Geheimhaltung, fehlender Kommunikation oder Mangel an Bewusstsein.

Um Trauma bei Kindern und Jugendlichen besser zu erkennen, ist es wichtig, auf Verhaltensänderungen, emotionale Ausdrücke und physische Symptome zu achten. Offene Kommunikation, einfühlsame Fragen und die Unterstützung durch Fachleute wie Therapeuten oder Berater können dazu beitragen, traumatische Erfahrungen zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren.

Behandlung

Die stationäre Behandlung im Gezeiten Haus von Traumata bei Kindern und Jugendlichen beinhaltet einen intensiven therapeutischen Ansatz. Bei uns erhalten sie eine rund um die Uhr verfügbare Unterstützung von Fachkräften, um das Trauma zu bewältigen und die Stabilität wiederherzustellen. Individuelle und Gruppentherapien bieten Raum für den Austausch von Erfahrungen und die Entwicklung von Bewältigungsstrategien. Durch die enge Überwachung können akute Krisen effektiv behandelt werden. Körpertherapie, TCM und Verhaltenstherapie ergänzen das Therapiesprektrum. Der Fokus liegt auf der Schaffung eines sicheren Umfelds zur Verarbeitung des Traumas und zur Förderung der Genesung. Im Gezeiten Haus behandeln wir Trauma von Kindern- und Jugendlichen auch mit der EMDR-Methode.

EMDR-Therapie braucht Stabilität und Einverständnis

Die Traumatherapie des Gezeiten Hauses hat sich auf eine traumaspezifische Behandlung mit hochfrequenter EMDR-Einzeltherapie spezialisiert. Das multimodale, systemisch ausgerichtete Therapiekonzept integriert die psychosomatische Medizin und Traditionelle Chinesische Medizin (TCM). Im ersten Schritt wird das Wissen über die Zusammenhänge, die Selbstkontrolle und emotionale Stabilität aufgebaut. Nach der Stabilisierungsphase kann die Bearbeitung des Traumas mithilfe der EMDR-Therapie durch qualifizierte Ärzte* und Psychologen erfolgen.

Die Studie von Cohen, Deblinger und Mannarino (2004) untersuchte die Wirksamkeit von EMDR bei Kindern mit posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS). Die Ergebnisse zeigten, dass EMDR zu signifikanten Verbesserungen der PTBS-Symptome führte und die Effekte auch bei einer Follow-up-Untersuchung aufrechterhalten wurden

EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) ist eine Therapiemethode, die darauf abzielt, traumatische Erinnerungen zu verarbeiten und die damit verbundenen emotionalen Belastungen zu reduzieren. Bei der Anwendung von EMDR bei Kindern und Jugendlichen gibt es einige Anpassungen, um den Bedürfnissen und Fähigkeiten der jungen Menschen gerecht zu werden. Der grundlegende Ablauf von EMDR bei Kindern und Jugendlichen umfasst in der Regel die folgenden Schritte:

1. Anamnese und Vorbereitung: Der Therapeut führt ein ausführliches Gespräch mit dem Kind und den Eltern, um Informationen über die traumatischen Erfahrungen oder die zugrunde liegenden Probleme zu sammeln. Es wird eine vertrauensvolle Beziehung aufgebaut und das Kind wird auf die EMDR-Behandlung vorbereitet.

2. Ressourcenstärkung: Bevor traumatische Erinnerungen bearbeitet werden, werden Ressourcen und positive Erfahrungen des Kindes gestärkt. Dies kann durch Visualisierungen, Entspannungstechniken oder andere Methoden erfolgen, um das Kind zu unterstützen und seine Fähigkeiten zur Selbstregulation zu stärken.

3. Bilaterale Stimulation: Während der eigentlichen EMDR-Sitzung wird das Kind aufgefordert, sich an das traumatische Ereignis zu erinnern und gleichzeitig einer bilateralen Stimulation zu folgen. Dies kann durch Augenbewegungen, Tappen auf den Knien oder andere Formen der bilateralen Stimulation erreicht werden. Die bilaterale Stimulation zielt darauf ab, die Verarbeitung der traumatischen Erinnerungen im Gehirn zu unterstützen.

4. Verarbeitung und Integration: Während des Prozesses der bilateralen Stimulation werden dem Kind positive Gegenbilder oder positive Gedanken angeboten, um die emotionalen Belastungen zu reduzieren und eine neue, gesündere Perspektive auf das traumatische Ereignis zu entwickeln. Das Kind wird ermutigt, seine Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen zu beobachten und zu teilen.

5. Abschluss und Nachbesprechung: Nach der bilateralen Stimulation wird das Kind auf einen ruhigen Zustand zurückgeführt und es findet eine Nachbesprechung statt, um das Erlebte zu reflektieren und das Kind bei der Integration der neuen Erfahrungen zu unterstützen. Es ist wichtig anzumerken, dass die genaue Vorgehensweise von EMDR bei Kindern und Jugendlichen je nach Alter, Entwicklungsstand und individuellen Bedürfnissen variieren kann. Ein erfahrener EMDR-Therapeut wird die Behandlung entsprechend anpassen, um den bestmöglichen Nutzen für das Kind zu erzielen.

Erfolgreiche Ansätze bei der Anwendung von EMDR bei Kindern und Jugendlichen umfassen in der Regel eine angepasste und kindgerechte Herangehensweise. Dies kann beinhalten, dass die Therapie spielerischer gestaltet wird, visuelle Hilfsmittel verwendet werden oder die Augenbewegungen durch andere bilaterale Stimulationstechniken ersetzt werden, um den Bedürfnissen und Fähigkeiten des Kindes gerecht zu werden. Es gibt jedoch auch Situationen, in denen der Einsatz von EMDR bei Kindern und Jugendlichen möglicherweise keinen Sinn macht oder kontraindiziert ist. Dies kann der Fall sein, wenn das Kind nicht in der Lage ist, die erforderliche kognitive und emotionale Reife für die Therapie aufzubringen, wenn es eine akute psychotische Episode hat oder wenn es andere schwerwiegende psychische oder körperliche Erkrankungen gibt, die eine EMDR-Behandlung beeinträchtigen könnten.

 

 

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